Der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, ist gestern seinem Krebsleiden erlegen - exakt 60 Jahre nachdem Stalin das Zeitliche segnete. 12 Jahre lang regierte er Venezuela. Die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn. Die einen nannten ihn einen Demokraten, die anderen einen Tyrannen.
Feststeht,
Gewalt, Drogen und
Korruption sind unter Chávez Regierung stetig gestiegen und inzwischen ist die
Mordrate in Venezuela höher als irgendwo sonst in der Welt. Die Gesellschaft wurde zunehmends
militarisiert, Medien wurden
zensiert und langsam
gleichgeschaltet, die Fahne, der Staatsname und die Zeitzone geändert, Gewaltenteilungen
abgeschafft, ein Personenkult etabliert, Unternehmen nationalisiert, Schulden gemacht und die eigene Währung inflationiert, Nahrungsmittel wurden knapp, der freie Markt verteufelt und gezügelt, ...
Anderseits hat Chávez den Armen den Zugang zu Bildung und Nahrungsmittel erleichtert und es geschafft, dass die Menschen Venezuelas erstmals das Gefühl hatten, ihre Stimme werde gehört. Doch zu welchem Preis? Der Preis war Korruption, Mord, Verstaatlichung, Zensur, ein dysfunktionaler Staat und wirtschaftlicher Ruin. Heute steht Venezuela im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern sehr schlecht da.
Chávez befand sich auf dem besten Weg zum totalitären Herrscher, innenpolitisch war es aber dennoch noch nicht vollständig. Noch war er durch mehr oder minder freie, aber nicht unbedingt faire Wahlen - wie man es von Schwellenländern nicht anders erwarten würde -, legitimiert. Und noch gab es eine Opposition. Lediglich seine außenpolitische
Rhetorik war zweifelsfrei jene eines repressiven Tyrannen. Er stand Ahmadinedschad, Assad, Jong-Il, Castro, Putin und Mugabe in nichts nach.
Es ist durchaus bedauerlich, dass Chávez nicht mehr der Herrscher Venezuelas sein kann. Hätte er noch weitere sechs, oder zwölf, oder zwanzig, Jahre Venezuela regiert, hätte dies dem ein oder anderen Linken möglicherweise die Augen geöffnet. Aber so wird er vermutlich als ein linker Hoffnungsträger in die Geschichte eingehen und nicht als das was er war: Ein weiterer Beweis dafür, dass Sozialismus nicht funktioniert, dass staatliche Eingriffe und Kontrolle Bürgerrecht torpediert, dass die größte Gefahr für die Freiheit durch einen ausufernden Staat ausgeht.
Ach, die
ersten Verschwörungstheorien machen die Runde, angeheizt vom ehemaligen Vize und nun Präsidenten Nicolas Maduro. Neuwahlen finden im Übrigen binnen der nächsten 30 Tagen statt.
Siehe: