06.01.2015

Handys verursachen keine Hirntumore

Immer wieder wird behauptet Handys und Handystrahlung würden Gehirntumore auslösen, wie beispielsweise diese schwedische Studie (PDF) aus dem vergangenen Jahr 2014. In einem aktuellen Artikel bei FiveThirtyEight wird das Thema näher beleuchtet.

Nach der schwedischen Studie der beiden Autoren Hardell und Carlberg haben Handybenutzer eine 30% höhere Chance einen Hirntumor zu entwickeln als Nicht-Handynutzer. Bei Menschen, die seit 25 Jahren oder länger bereits ein Handy nutzen ist die Wahrscheinlichkeit um 200% erhöht. Das heißt die Chancen einen Gehirntumor zu entwickeln steigt von 3 in 100,000 zu 9 in 100,000. Immer noch sehr unwahrscheinlich. Andere Studien kommen aber zu anderen Schlüssen. Warum? 

Ganz einfach: Die Methodik. Die Studie der beiden schwedischen Forscher ist eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie: Hier sucht man sich einige Menschen mit einem bereits diagnostizieren Gehirntumor und sucht sich dann einige gesunde Menschen, die jenen mit dem diagnostizierten Gehirntumor ähneln (in Alter, Geschlecht, Berufsfeld, usw.). Und dann sucht man nach Unterschieden zwischen beiden Gruppen. Wie unterscheidet sich beispielsweise der Handygebrauch zwischen Gesunden und jenen mit einem Gehirntumor? Nutzt eine Gruppe ihr Handy öfters als die andere? Hierbei fand die schwedische Studie einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Eine andere Studie aus dem Jahr 2010 kam jedoch zu einem anderen Schluss: Sie fanden keinen Unterschied in der Handynutzung zwischen gesunden und diagnostizieren Menschen in den insgesamt 13 untersuchten Ländern. Wie kann das sein? Kurz: Ein Problem von self-report-Studien.

Eine großangelegte dänische Kohortenstudie, die nicht aus persönlich-ausgefüllte Fragebögen der Teilnehmer bestand, untersuchte über einen längeren Zeitraum alle Dänen und deren Mobilfunknutzung. Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen Handynutzung und Gehirntumoren. Zu dem gleichen Schluss kam ebenso eine britische Studie mit 1 Millionen Frauen.

Letztendlich präsentiert der FiveThirtyEight-Artikel ein letztes, durchaus überzeugendes Argument, warum Handys vermutlich keine Gehirntumore verursachen. 2012 untersuchte eine amerikanische Studie, ob die Anzahl von diagnostizierten Gehirntumoren in den letzten Jahr(zehnt)en zugenommen habe. Schließlich nutzen wir erst seit relativ kurzer Zeit Handys. Wäre die schwedische Studie richtig, so Emily Oster in ihrem Artikel, müsste die Gehirntumorrate um 40% zugenommen haben. Doch seit den 90ger Jahren ist die Anzahl der diagnostizierten Gehirntumore nicht gestiegen, sie blieb mehr oder minder konstant, trotz rapiden Zuwachs an der Nutzung von Mobilfunkgeräten. Gut, man könnte jetzt argumentieren, dass vielleicht andere Verursacher von Gehirntumoren (beispielsweise Umweltgifte) abgenommen haben, während die Verbreitung von Handys gleichzeitig zunahm und so, statt eines Abwärtstrends, eine konstante Rate ergab.  Aber man findet immer irgendwelche Gründe, warum einem eine Studie nicht passt. 

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