16.01.2008

Vergessen und Verloren

"The Tyndall Report" des amerikanischem Online-Publizisten Andrew Tyndall und seines Teams enthüllt, was eigentlich schon längst bekannt sein sollte. Dass nämlich Nachrichtensendungen großer TV-Stationen oft wichtige und schockierende Themen vernachlässigen. So wurden bei den US-TV-Stationen ABC, CBS und NBC zwischen Januar und November 2007 nur 18 der insgesamt 13.800 Minuten dem Leid der Menschen in mehreren Staaten Afrikas, Sri Lanka, Kolumbien, Tschetschenien und Birma gewidmet.

Im deutschen Nachrichtenprogramm sieht es kaum anders aus.


Nach den Wahlen 2006 rückte der Kongo wieder aus der Weltöffentlichkeit und geriet langsam in Vergessenheit. Doch vor allem die Menschen in der Region Sud-Kivu und Nord-Kivu haben unter täglichen Repressionen zu leiden. Rebellen wie korrupte Regierungstruppen sorgen dafür, dass die Menschen nicht in Frieden leben können. Frauen und Mädchen haben besonders darunter zu leiden, da Vergewaltigung zu einer der brutalsten Waffe in diesem Krieg geworden ist. Im Osten des Landen bestünden laut Unicef einige Milizen bis zu 60 Prozent aus Kindern, viele von ihnen nicht älter als zehn Jahre.

In Simbabwe ist bereits jeder fünfte Bürger geflohen. Inflation und Arbeitslosigkeit steigen exorbitant an und treiben das afrikanische Land unter der brutalen Führung von Robert Mugabe in den sicheren Ruin. Die Opposition und Presse wird gewaltvoll unterdrückt. Durch schlechte Wasser- und Sanitärleitungen breiten sich Krankenheiten immer schneller aus.

Seit 1991 ist Somalia ohne eine Zentralregierung und tief versunken im Chaos. Durch die Intervention Äthiopiens, um die Verbreitung des islamistischen Terrorismus in Somalia zu unterbinden, hat sich die Lage teilweise noch weiter verschlimmert. Es herrscht ein offener Guerillakrieg gegen die äthiopischen Truppen und die der Regierung, was die ohnehin schon dramatischen Sicherheitslage weiterhin verschlechtert. Eine Millionen Menschen sollen nach Angaben von UNHCR bereits auf der Flucht sein. Die Behörden behindern Hilfsorganisationen und deren Lieferungen immer wieder.

Auch in der Zentralafrikanischen Republik sieht es nicht besser aus. Hier haben die Menschen mit den Folgen der Dafurkrise zu kämpfen, die sich über den Tschad auch auf die Zentralafrikanische Republik auswirkt. Es kommt immer wieder zu bewaffneten Überfällen von Rebellengruppen. Da das Gesundheitswesen total zusammengebrochen ist, liegt die Lebenserwartung bei gerade einmal 39 Jahren und 167 von 1000 Kindern sterben vor ihrem fünften Geburtstag.

Der knapp 40 Jahre anhaltende Bürgerkrieg in Kolumbien kostete bereits über 200.000 Menschen das Leben. Bei dem Krieg zwischen Rebellen, Paramilitärs und Regierungstruppen geht es primär um Macht, Reichtum und Drogen und weniger um ideologische Aspekte. 3.800.000 Menschen mussten bereits ihr zuhause aufgrund der anhaltenden Gewalt verlassen und in Slums größerer Städte flüchten.

In Birma herrscht weiterhin eine Militärdiktatur über die Menschen. Journalisten ist es wegen strenger Auflagen kaum möglich aus dem abgeschottetem südostasiatischem Land zu berichten. Jeder zehnte Bürger hat nicht genug zu essen. Die schlechte Gesundheitsversorgung wirkt sich weiter auf das Leid der Menschen aus. Gerade einmal 1,4% des Haushalts wird von der Militärdiktatur für Gesundheitsleistungen ausgegeben.

Ebenfalls werden über die Kämpfe in Sri Lanka zwischen Regierungstruppen und der LTTE in den Medien nur am Rande berichtet. Neben Selbstmordanschlägen und Entführungen durch die LTTE müssen die Menschen auch die eigene von Willkür und Verzweiflung getriebene Regierung fürchten. Es kommt häufig zu Ausgangssperren, Bürger werden grundlos verhaftet oder gar deportiert. Zur Zeit eskaliert die Lage zusehends, da der Waffenstillstand zwischen der Regierung und der LTTE beendet wurde.

Zwar sind die Kämpfe in Tschetschenien beendet, doch die Lage könnte jeder Zeit wieder eskalieren. Die Gefahr ist allgegenwärtig. Die Menschenrechtslage ist problematisch, denn in den Gefängnissen herrscht Folter und auf die zurückgekehrten Flüchtlingen warten Arbeitslosigkeit und Depression sowie mangelnde medizinische Versorgung.

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