09.05.2008

Zwei Katastrophen

Burma / Birma / Myanmar unterbindet weiterhin die Hilfslieferungen der UNO und hat nun Hilfsgüter beschlagnahmt. Das Regime versucht wohl aus der Katastrophe noch den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, indem es die Hilfsgüter selbst weiter "verteilt" (eigentlich: verkauft).
Nun planen die USA und Frankreich eine Luftbrücke für die notleidende Bevölkerung einzurichten, denn bei der UNO gilt weiterhin die Souveränität des Staates mehr als Menschenleben. Inzwischen wird mit über 100.000 Toten gerechnet. Nicht auszumalen was passiert, wenn sich Seuchen und Krankheiten ausbreiten. "Premier" Then Sein verteilte perfekt inszeniert 20 Fernseher und 10 DVD-Player an Bedürftige - an Menschen, die keinen Zugang zu Wasser haben, geschweige denn zu Elektrizität, haben.

Im Libanon übernahm die Hisbollah heute in weiten Teilen der Hauptstadt Beirut nach einigen Gefechten die Macht. Zuvor wurde immer wieder vor dem Erstarken der Hisbollah gewarnt. Bei den Kämpfen handelt es sich vor allem um solche zwischen der schiitischen radikal-islamischen Hisbollah und der verbündeten Amal-Bewegung mit der sunnitischen Partei Saad Hariris. Als Auslöser gilt die Forderung nach einem höheren Mindestlohn, der die Regierung aber inzwischen nachkam und dem geforderten Verbot des Telefonnetzes, welches von der Hisbollah und dem syrischen Geheimdienst genutzt wird (um im Krieg gegen Israel genutzt wurde). Die Hisbollah versucht u.a. weiter Rückhalt in der Bevölkerung zu erreichen, indem sie forderte den Mindestlohn im Dienstbereich zu verdreifachen. Dabei geht es der Hisbollah aber eher weniger um den Mindestlohn als um Machtgewinn innerhalb des libanesischen Staates, welche ohne die Unterstützung des Irans der Hisbollah gar nicht möglich wäre.

Seit November 2007 ist der Libanon übrigens ohne Staatsoberhaupt; die Parteien konnten sich noch immer nicht auf einen Kandidaten einigen.

Weitere Links:
FDOG: Trottel
Telepolis: Libanon vor einem Bürgerkrieg?
AchGut - Irans Gaza Taktik: Jetzt ist der Libanon an der Reihe


Update:
Spiegel - Helfer werfen Militärjunta Verbrechen an der eigenen Bevölkerung vor Auch der Spiegel scheint nun bemerkt zu haben, dass das Militärregime Menschenrechtsverletztungen an der eigenen Bevölkerung begeht... ein bisschen sehr späte Einsicht, denn das Land ist seit 1962 unter Militärherrschaft.
FDOG: Einmischen. In die Inneren Angelegenheiten. Sofort! Lesenswert!
WADIblog: Erfolge des Multilateralismus Teil V
"Und das Beispiel belegt wieder einmal, dass das, was man Völkerrecht nennt, die Diktatoren vor ihren Völkern schützt und nicht umgekehrt."

Willkommen in Absurdistan. In Burma siechen die Menschen dahin, im Libanon, in welchem der Bürgerkrieg eigentlich nie geendet hat, versucht die Hisbollah (vermutlich erfolgreich) ihre Macht auszubauen und die Welt schaut mal wieder untätig zu und hofft auf das Gewissen der Verantwortlichen aufzuhören.
Gerade die Situation in Burma zeigt doch, wie wenig Worte nutzen und wie zynisch und menschenverachtend dieses Regime ist. Die Welt hat die Opfer (noch) nicht vergessen, aber sie ist eingeschränkt in ihrem Handeln, weil paar paranoide burmesische Generäle meinen ihre Macht schützen zu müssen und die Welt deren Staatssouveränität.
Was das burmesische Regime gerade veranstaltet ist unglaublich. Wenn nicht tausende Menschen am Sterben wäre, wüsste man nicht, ob man lieber weinen oder lachen sollte. Man verschenkt DVD-Recorder an die Bevölkerung, die keinen Zugang zu Strom hat, man beschlagnahmt die Hilfspakete, man weigert sich Hilfe von Außen anzunehmen und die Welt traut sich nicht zu handeln. Des Friedenswillen lässt man tausende Menschen sterben.
Hier muss die Bevölkerung vor ihrer Regierung geschützt werden. Eine humanitäre Intervention, welcher Art auch immer, ist mehr als notwendig. Denn nur so können noch mehr Menschenopfer verhindert werden.

Ach... und wer stellt sich mal wieder im UN-Sicherheitsrat quer? Die liebevolle, harmonische Regierung in Peking.

Update 2:
Spiegel - Diktator Than Shwe: Die Bulldogge von Burma
Bei all diesem paranoiden Gehabe der burmesischen Führung würde es mich nicht wundern, wenn diese bald die USA und nicht die Natur für die Katastrophe verantwortlich macht. So hätte die USA ja einen Grund zu intervenieren. Schließlich ist die Angst vor einer feindlichen "Invasion" auch der Grund, dass man die Hauptstadt damals mitten ins Landesinnere verlegt hat. Und ein religiöser Fanatiker ist er auch noch:
"Than Shwe seinerseits steht in dem Ruf, ein tief religiöser Buddhist, aber höchst abergläubisch zu sein. Auch soll er Astrologen beschäftigen, die ihm den richtigen Weg ins Paradies weisen sollen. Auch wichtigste Entscheidungen lässt er demnach von dem Sternendeuter seines Vertrauens treffen, wie "The Irrawaddy" berichtet. Der soll ihm nämlich eingeflüstert haben, es sei an der Zeit, eine neue Hauptstadt zu bauen."

Aktueller Artikel zur Lage im Libanon: Zirkumflex - Beirut...

Update 3:
AchGut.com - Die häßliche Fratze des Imperialismus

1 Kommentar:

euckenserbe hat gesagt…

Schuld daran ist allerdings nicht die Junta selbst, sondern wie immer, die Amerikaner. Wo bleiben eigentlich die friedliebenden chinesischen Nachbarn? (Wahrscheinlich starren die immer noch gebannt auf die Wiederholung der Mount-Everest-Besteigung ihrer Propaganda-Flamme).
http://blog.fdog.org/2008/05/09/einmischen-in-die-inneren-angelegenheiten-sofort/