12.03.2009

Zum Amoklauf in Winnenden und Gewaltspielen

Nachdem schockierenden Amoklauf in Winnenden kommt es - wie für gewöhnlich - zu der Debatte über die Schuldigen und die Verantwortlichen für solch eine bestialische Tat. Die üblichen Verdächtigen sind nicht der eigentlich Täter, sondern wie immer Gewaltfilme und -spiele sowie gesellschaftliches Versagen.

Ein Artikel bei Ars Technica - Keeping violent media away from boys could be a bad idea vom 17. Februar 2009 thematisiert dazu die These aus dem Buch "The Trouble with the Boys" von Peg Tyres, dass man Jungen einfach ihre Gewalt lassen soll und das Killerspiele keinen schädlichen Einfluss haben.
Tyre's suggestion is simple enough: let boys be boys by simply letting them engage in the aggressive fantasies that come to them naturally.

Das Problem liegt also möglicherweise darin, dass die menschliche, insbesondere die männliche, Natur, nunmal zum Einem von der Gesellschaft geleugnet wird und zum Anderen zu Gewalt neigt und diese Gewalt zunehmend tabusiert wird. Jungs spielen eben gern Krieg, mit Waffen oder so genannte "Killerspiele". Dies macht sie jedoch noch lange nicht zu Massenmördern. Die menschliche Natur sollte keinesfalls dazu dienen Gewalt gegenüber anderen zurechtfertigen, sondern lediglich als eine, wenn nicht gar als die Ursache für solche Gewalttaten benannt werden. Es müssen bestimmte genetischbedingte Persönlichkeitsstrukturen vorliegen, die aus einem Menschen einen kaltblütigen Massenmörder machen. Amokläufe und Massenmord sind schließlich kein Phänomen des 20. und 21. Jahrhunderts (Man denke nur an Karl Moor aus "Die Räuber" oder Kohlhaas, wie eine meiner Lehrerinnen heute in der Schule bemerkte). Wie genau aus einem Mensch Amokläufer wird, kann weder ich sagen noch zur Zeit irgendein Experte. Unzählige Faktoren spielen dabei eine Rolle. So eine Tat lässt sich heutzutage nicht verstehen.

Jedoch sollte klar sein, dass gerade jene Killerspiele das Potential erhöhen einen Amokläufer zu schaffen nicht stimmen. Amokläufer "realisieren" ihre Fantasien mithilfe von Gewaltspielen, werden jedoch nicht durch Gewaltspiele zu ihrem Amoklauf angestiftet. Sie sind bereits davor in diese Richtung gepolt, was ein Verbot Sicht sinnlos macht - hinzu kommt die Problematik der Durchsetzbarkeit eines eventuellen Verbots in Zeiten des World Wide Web.
Letztendlich müssen die Eltern in die Verantwortung genommen werden, die Gesellschaft endlich zur Erkenntnis gebracht werden, dass Gewalt(spiele) nunmal "menschlich" ist (/sind) und bestimmte Taten nicht zu verhindern und verstehen sind.

Siehe auch: F.M.R.: Gedanken zu Winnenden

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