27.08.2010

Vertuschungen, die Vereinten Nationen und ein Völkermord im Kongo

Diverse Male habe ich bereits über die Schrecken im Kongo berichtet. Inzwischen sind seit 1998 im Kongo über 5 Millionen Menschen an den Folgen der Wirren im zentralafrikanischen Kongo umgekommen.Vor diesem sogenannten Zweiten Kongokrieg oder auch Afrikanischer Weltkrieg genannt, beging die ruandische Regierung und verbündete Rebellengruppen laut einem noch nicht veröffentlichen UN-Bericht möglicherweise einen Völkermord an den Hutu im Kongo. Dieser Bericht, der vorzeitig durchsickerte, soll nach dem Willen der ruandische Regierung unter Paul Kagame entsprechend entschärft werden. Ruanda droht andernfalls mit dem Austritt aus den Vereinten Nationen und mit dem Rückzug aller an UN-Friedenmissionen beteiligter Soldaten. Ban Ki-moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, drängt nun angeblich auf eine Entschärfung des Berichts.

Nachdem 1994 Paul Kagame den hundert Tage anhaltenden brutalen Völkermord in Ruanda, dem über 1 Millionen Menschen, vorwiegend Tutsi, zum Opfer fielen, beendete, flüchteten viele Hutu vor der neuen Regierung ins benachbarte Kongo. Dort beteiligte sich von 1996 bis 1997 die ruandische Armee (RPA) und die AFDL unter Führung des Vaters des jetzigen kongelischen Präsidenten Kabila maßgeblich an der Verfolgung und Tötung von geflüchteten Hutu und kongolesischen Hutu. Hier einige Auszüge aus dem Bericht: 

"The majority of the victims were children, women, elderly people and the sick, who posed no threat to the attacking forces. Numerous serious attacks on the physical or pyschological integrity of members of the group were also committed, with a very high number of Hutus shot, raped, burnt or beaten. Very large numbers of victims were forced to flee and travel long distances to escape their pursuers, who were trying to kill them.

[...]

The extensive use of edged weapons (primarily hammers) and the systematic massacre of survivors, including women and children, after the camps had been taken show that the numerous deaths cannot be attributed to the hazards of war or seen as equating to collateral damage.

[...]

The systematic and widespread attacks described in this report, which targeted very large numbers of Rwandan Hutu refugees and members of the Hutu civilian population, resulting in their death, reveal a number of damning elements that, if they were proven before a competent court, could be classified as crimes of genocide.

[...]

n this respect it seems possible to infer a specific intention on the part of certain AFDL/APR commanders to partially destroy the Hutus in the DRC, and therefore to commit a crime of genocide, based on their conduct, words and the damning circumstances of the acts of violence committed by the men under their command. It will be for a court with proper jurisdiction to rule on this question."

Somit erfüllen die begangenen Verbrechen der RPA und AFDL durchaus die Kriterien eines Völkermordes - so der UN-Bericht. Nichtsdestotrotz müsse ein Gericht darüber urteilen. Ferner listet der 545-seitige Bericht, der sich mit den begangenen Verbrechen gegen die Menschenlichkeit im Kongo zwischen 1993 und 2003 beschäftigt, alle Menschenrechtsverletzungen der beteiligten Parteien während des Kongokrieges auf.

Sollte der Bericht nun tatsächlich noch zensiert werden, wäre dies ein handfester Skandal und ein weiterer Beweis für die Inkompetenz der Vereinten Nationen


Update:
Spiegel - Kriegsverbrechen im Kongo: Bericht aus der Hölle

Update 2:
Zeit - Wenn die Opfer töten

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