12.08.2007

"Wir brauchen einen Kalten Krieg gegen den Islam"

Spiegel.de Interview mit "Ibn Warraq", einem Islamkritiker und Autor des Buches "Warum ich kein Moslem bin". Geführt von Henryk M. Broder.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben vor kurzem gesagt: "Wir brauchen einen Kalten Krieg gegen den Islam." Wollen Sie das wirklich?

Warraq: Ja, ich meine es ernst. Wir werden einen "heißen Krieg" gegen den Islam nie gewinnen, selbst wenn es uns gelingen sollte, Gruppen wie al-Qaida zu vernichten. Denn jeden Tag werden neue Islamisten geboren. Wir müssen gegen die Ideen, gegen die geistige Verfassung ankämpfen, und dabei können wir aus den Erfahrungen lernen, die wir im Kalten Krieg gegen den Kommunismus gesammelt haben. Dazu gehört ein kritischer, ein rationaler Blick auf die Ursprünge des Islam, die Quellen des Koran.

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Warraq: Es geht nicht um Reformen oder eine neue Interpretation des Koran. Wenn es in einer Sure heißt: Der Mann darf seine Frau schlagen, dann gibt es daran nichts zu interpretieren. So steht es da und so ist es auch gemeint. Einige muslimische Feministinnen tun so, als ob man diese Sure auch ganz anders verstehen könnte, aber das ist nicht ehrlich.

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Warraq: [...] Der kalte Krieg gegen den Kommunismus hat 40 Jahre gedauert, dieser hier kann 100 Jahre dauern. Oder noch länger. Aber er muss geführt werden.

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Warraq: [...] Wenn Sie differenzieren möchten [zwischen Islam und Islamismus], dann könnten Sie sagen: Der Islam ist keine friedliche Religion, aber es gibt viele friedliche Moslems. Sie könnten auch sagen: Der Islam ist nicht das, was die Moslems tun sollten, es ist das, was sie tun. Deswegen unterscheide ich zwischen drei Schichten des Islam: dem Koran, der Auslegung durch die Theologen und der täglichen Praxis. Und die war meistens liberaler und toleranter als das, was die Schriftgelehrten uns vermitteln wollten.

[...]

SPIEGEL ONLINE: Gibt es etwas, das Sie hoffnungsvoll stimmt?

Warraq: Das Auftreten des australischen Ministerpräsidenten Howard. Er hat den in Australien lebenden Moslems klar gesagt: "Wer hier lebt, der muss sich an unsere Gesetze halten. Wenn ihr unter der Scharia leben wollt, dann müsst ihr Australien verlassen." So klar hat sich kein anderer Politiker geäußert.

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