31.03.2020

Leseklicks: Mehr zu Covid-19, Drosten und Orbans Machtergreifung

Absolut hörens- bzw. lesenswert ist das gestrige Coronavirus-Update mit dem Virologen Christian Drosten: 

"Und ich kann nur empfehlen, auch mal die Stellungnahme des Nationalen Ethikrats jetzt vom Wochenende anzuschauen. Ein sehr interessantes Papier, wo noch mal sehr klargestellt wird, dass es eben nicht die Wissenschaft ist, die Entscheidungen trifft, sondern die Politik. Und das Ganze sind sehr schwierige Abwägungen. Und dass die Wissenschaft erstens überfordert wäre, Entscheidungen zu treffen. Denn die Wissenschaft generiert nur Daten und kann sagen, wie sicher diese Daten sind und kann auch sagen, wo die Sicherheit aufhört, mehr aber auch nicht. Wenn man vielleicht noch dazu fügt, die Wissenschaft kann auch versuchen zu erklären, und zwar einer breiten, aufgeschlossenen und interessierten Bevölkerungsschicht. Das ist ja das, was im Moment Wissenschaftler auch vielfach tun, und dafür dann leider auch überzeichnet werden. Eine Sache kann und darf die Wissenschaft nicht und hat die Wissenschaft nicht, nämlich die Wissenschaft hat kein demokratisches Mandat. Ein Wissenschaftler ist kein Politiker, der wurde nicht gewählt und der muss nicht zurücktreten. Kein Wissenschaftler will überhaupt so Dinge sagen wie: Diese politische Entscheidung, die war richtig. Oder diese politische Entscheidung, die war falsch. Oder diese politische Entscheidung, die muss jetzt als Nächstes getroffen werden. Sie hören das von keinem seriösen Wissenschaftler."

Weitere Links:







Zur Lage in Ungarn:



22.03.2020

Leseklick: Ungarns Ministerpräsident fordert vom Parlament quasi-diktatorische Vollmachten

Kommentar: Ausgangssperren und ihre unabsichtlichen Folgen

Vielen scheint eine Ausgangssperre das einzige Mittel zu sein, um die weitere Ausbreitung von Covid-19 (ein Coronavirus) aufzuhalten. Immer mehr Staaten und Regionen erlassen unterschiedlichste Formen von Ausgangssperren --- vielerorts inspiriert durch den "Erfolg" des "chinesischen Models".

Als Mensch mit liberalen Überzeugungen halte ich von Ausgangssperren nichts. Die derzeitige Situation rüttelt aber durchaus an meiner Ansicht, und es gibt eventuell gute Gründe lokal und zeitlich begrenzte Ausgangssperren zu verordnen. Dennoch möchte ich hier kurz auflisten, warum wir Ausgangssperren sehr kritisch sehen sollten.

Vorweg, einige Punkte:
  1. Ausgangssperren sind eine autoritäre Maßnahme. 
  2. Wir wissen nicht, ob Ausgangssperren wirklich über die bereits jetzt verordneten Maßnahmen hinweg wirken würden.
  3. Wir wissen nicht, ob weitreichende Ausgangssperren überhaupt durchsetzbar wären. 
  4. Wir wissen nicht, ob der Schaden durch Ausgangssperren nicht größer wäre als deren Nutzen.

Man sollte sich besonders die unbeabsichtigte Folgen (unintended consequences) einer Ausgangssperren bewusst machen. Im folgenden werde ich einige Folgen auflisten, die mir in den letzten Tagen in den Kopf kamen. Es gibt sicherlich noch weit mehr Folgen. Diese List erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit.
  1. Ausgangssperren (zer)stören Liefer- und Versorgungsketten und tragen dadurch zu einer echten und nicht nur gefühlten Warenknappheit bei.
  2. Ausgangssperren führen zu mehr Hamsterkäufen.
  3. Ausgangssperren schaden der bereits äußerst angeschlagenen Wirtschaft.
  4. Ausgangssperren führen zu mehr häuslicher Gewalt.
  5. Ausgangssperren führen zu mehr psychischen Problemen. 
  6. Ausgangssperren führen zu Polizeigewalt bzw. Machtmissbrauch durch die Polizei (und ggf. das Militär).
  7. Ausgangssperren müssen durch polizeiliche Kräfte durchgesetzt werden und führen dadurch zu einer Knappheit an polizeilichen Kräften in anderen Gebieten.
  8. Ausgangssperren führen zu einem erhöhten Risiko sozialer Unruhen.
  9. Ausgangssperren schwächen das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Regierung und Behörden.
  10. Ausgangssperren können als Präzedenzfall angesehen werden und dadurch zu weiteren autoritären Maßnahmen beitragen --- besonders in Zeiten nach der Krise. 

Südkorea, Taiwan, und sogar das sonst autoritäre Singapur, meistern den Covid-19 Ausbruch meines Wissens nach bisher ohne größere Ausgangssperren oder massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Wir sollten deren Herangehensweise als Vorbild nehmen und nicht jene Chinas.


Siehe auch:


19.03.2020

Videoklick: Kurzgesagt über den Coronavirus / Covid-19

Leseklicks: China und der Covid-19

Of course, Americans will have to be vigilant against scapegoating Asians in general or the Chinese people in particular. With one of the highest infection rates and death tolls, Chinese citizens have suffered enough. The Chinese leadership, however, is another matter. A government is not a race. It’s a regime—and easily one of the worst and most brutal in our lifetime. Criticizing authoritarian regimes for what they do outside their own borders and to their own people is simply calling things as they are. To do otherwise is to forgo analysis and accuracy in the name of assuaging a regime that deserves no such consideration.

Siehe ebenso:

Update: