21.09.2014

Nachtrag: Affenversuche am Max Planck Institut

Nach der Stern TV Sendung vom 11. September über Affenversuche am Max Planck Institut (MPI) für biologische Kybernetik, sendete Stern TV am vergangenen Donnerstag erneut eine Diskussionsrunde über die Versuche mit Makaken am MPI (hier eine Woche lang bei RTL Now). Ein halbes Jahr lang hatte ein Tierpfleger heimliche Aufnahmen von den Affen gemacht und diese vor mehr als einer Woche veröffentlicht. Bei der jetzigen zweiten Diskussionsrunde waren diesmal auch zwei Vertreterinnen des MPI, Almut Schüz sowie Tierschutzbeauftragte Silvia van Keulen anwesend. Auch "Pawel", der verdeckte Tierschützer war anwesend. Zur Diskussionsrunde gibt es nicht viel zu sagen, außer dass sich beide Seiten gegenseitig Vorwürfe machen.

Am Samstag kam es zu einer Demonstration in der Tübinger Innenstadt gegen die Tierversuche am MPI. Die Teilnehmerzahl wurde auf etwa 1200 geschätzt. Bei Facebook hatten sich mehr als 1700 Menschen angemeldet. Organisierte Busse brachten Tierschützer aus allen Teilen Deutschlands nach Tübingen. Boris Palmer wurde angeblich mit einem Stein (oder einer Kastanie) beworfen, wie er auf seiner Facebookseite mitteilte.

Im Zuge der Ausstrahlung bei Stern TV wurden die Sicherheitsvorkehrungen am MPI verschärft. Mehrere Mitarbeiter erhielten Todesdrohnungen per Telefon und EMail: „Ihr traut euch noch auf die Straße? Wenn ich einen von euch erwische, schneide ich ihm die Kehle durch.

Inzwischen hat ein externer Gutachter, Stefan Treue vom Primatenzentrum in Göttingen, die Affenanlage in Tübingen besucht und keine Verstöße feststellen können. Auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer verteidigte das MPI und sprach von einer vermeintlichen Manipulation der Bilder. Ganz neu wäre dies für Tierschützer jedenfalls nicht, wie im Falle der Taubschen Therapie. Wenn man Bilder im Krankenhaus von Patienten nach operativen Eingriffen macht, entstehen vermutlich auch keine schönen Bilder. Es kann immer zu Komplikation kommen.

Der Affe Stella, der sich übergab und eine halbseitige Lähmung zeigte, hatte eine Hirnschädigung. Dies wurde einige Tage nach dem Auftreten der Symptomen unter Narkose in einem Terminalexperiment festgestellt. Laut MPI handelt es sich um einen extrem seltenen Krankheitsfall. Warum das Tier nicht früher eingeschläfert wurde hängt von dem Urteil des Tierarztes ab. Angeblich gibt es eine Anweisung des Regierungspräsidiums wonach erkrankte Tier erst einige Tage behandelt werden müssen, bevor man sie einschläfern darf. Scheitert die Behandlung, darf das Tier eingeschläfert werden. Das Terminalexperiment war im Falle von Stella kein Verhaltensexperiment. Der Affe war unter vollständiger Narkose und wacht aus dieser auch nicht mehr auf.

Zum Wasserentzug des Affen Boateng äußert sich das MPI wie folgt: Dem Affen wurde kein Wasser entzogen, im Gegenteil, der Affe wollte kein Wasser aufnehmen. In den Dokumenten wurde nur die Nahrungsaufnahme dokumentiert, aber nicht das Nahrungsangebot. Warum der Affe die Nahrung mehrere Tage nicht wollte, ist unklar. Vermutlich gelang er über andere Wege an Nahrung. Warum der Affe aber narkotisiert in den Primatenstuhl gesetzt wurde, erklärte das MPI noch nicht.

Nichtsdestotrotz erkannte das MPI Verbesserungsbedarf in der Organisation. Ab sofort soll es einen zusätzlichen externen Tierarzt geben, die Affen sollen nach der OP rund um die Uhr personell überwacht werden (um zu verhindern, dass sie ihre Nähte auffummeln), es werden vorerst keine neuen Versuche mit Affen beantragt, eine IT-gestützte Dokumentation wird eingeführt, und die Führstange wird beim Training nicht mehr verwendet.

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Im folgenden noch einige Informationen. Am MPI für biologische Kybernetik werden 42 Makaken gehalten. Nur 8 der 42 Tiere werden für Verhaltensexperimente in Primatenstühlen verwendet. Etwa 10 Makaken werden pro Jahr getötet. Insgesamt wurden 2012 deutschlandweit 246 Affen in der Grundlagenforschung gehalten. Die Affen befinden sich etwa 90% der Zeit in Gemeinschaftsgehegen. Dass die Gehege penibel geputzt und dann trocken gewischt werden hat nichts damit zu tun, dass die Tiere kein Wasser abbekommen sollen, sondern hat ganz einfach hygenische Gründe. Es sei ziemlich einfach einen Affen verrückt zu machen und stereotypisches Verhalten auszulösen. Bei den Versuchen haben die Affen keinen Spaß, keine Frage. Kein Tier macht gerne an den Experimenten mit. Hier braucht sich niemand Illusionen zu machen. Diese Tatsache wird vom MPI nicht verleugnet, sollte hier aber nochmal hervorgehoben werden.

Und zum Abschluss möchte ich nochmal auf das bildgebende Verfahren des fMRT ("bunte Gehirnbilder") zurückkommen, das bei vielen Laien (aber auch Wissenschaftlern) als Alternative für invasive Methoden gehandelt wird. Die räumliche Auflösung beträgt üblicherweise 3x3x5mm³, im Schnitt etwa 55µl. Jeder Bildpunkt (genannt Voxel) eines fMRT-Scans bildet 55µl "Gehirngewebe" ab. In diesen 55µl befinden sich beim Menschen 5.5 Millionen Nervenzellen mit 10.000 mal so vielen Synapsen (5.5 gefolgt von 9 Nullen) und 242km an Nervenbahnen (22km an Dendriten und 220km an Axonen). Das ist jede Menge. Die zeitliche Auflösung liegt bei einigen Sekunden, d.h. was ein Bildpunkt/Voxel indirekt abbildet ist über ein Zeitraum von einigen Sekunden geschehen. Diese Art der räumlichen und zeitlichen Auflösung ist für wissenschaftliche Untersuchungen eher unbefriedigend und erlauben keine Rückschlüsse auf neuronale Mechanismen, die sich oft auf Einzelzellebene in einigen Millisekunden abspielen.


Disclaimer: Ich bin Doktorand der Neurowissenschaften in Tübingen, bin aber an keinen Affenversuchen beteiligt (und war es auch nie).

Hier die wichtigsten Links:

14.09.2014

US-Amerikaner zu sechs Jahren Zwangsarbeit in Nordkorea verurteilt

Der 24-jährige US-Amerikaner Matthew Miller wurde zu sechs Jahren Zwangsarbeit in Nordkorea verurteilt. Grund: Spionage und illegale Einreise. Angeblich hatte Miller vor das Gefängnisleben in Nordkorea näher kennen zulernen und die dortige Menschenrechtssituation zu untersuchen, so berichtet es die New York Times. Das hat er jetzt jedenfalls erreicht, auch wenn er vermutlich, ähnlich wie Kenneth Bae, getrennt von den anderen Gefangenen gehalten wird. Miller hatte auf einen Anwalt verzichtet (hätte aber auch nichts geändert am Urteil). 

Der Prozess eines dritten Amerikaners, Jeffrey Fowle, der derzeit in Nordkorea aufgrund einer zurückgelassenen Bibel festgehalten wird, steht noch aus. Vor zwei Wochen hatte CNN die Gelegenheit die drei US-amerikanischen Geiseln in Nordkorea zu interviewen

13.09.2014

Nordkoreanischer Menschenrechtsbericht

Endlich! Da ist er, der lang erwartete Menschenrechtsbericht des nordkoreanischen Terrorregimes, eeeh... weltlichen Paradieses. Alles perfekt in Nordkorea, nirgendswo sonst ist die Menschenrechtslage besser als in Kims sozialistischen Königreich. Keine Sklaverei, uneingeschränkte Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, freie Wahlen, freies Gesundheitssystem, freie Wohnungen, usw. Puh, da bin ich ja beruhigt. 


Nordkorea reagierte damit auf einen Bericht der Vereinten Nationen, der die Menschenrechtslage in Nordkorea anprangert. 

Wie die Philippinen ein Riff gegen die chinesische Küstenwache verteidigt


1999 lies die philippinische Marine ein altes US-Kriegsschiff namens Sierra Mardre aus dem 2. Weltkrieg am Second  Thomas Shoal Riff im südchinesischen Meer auf Grund laufen. Grund: Neben den Philippinen, die sich keine hochgerüstete Marine oder Küstenwache leisten kann, erhebt auch China Ansprüche auf das Gebiet der Spratly-Inseln. Das auf Grund gelaufene Schiff fungiert als Außenposten der philippinischen Marine, um China davon abzuhalten das Riff zu besetzen. Die chinesische Küstenwache blockiert die Versorgung der dort stationierten philippinischen Soldaten und wartet mit zwei Schiffen darauf das Riff zu besetzen, sobald die philippinischen Soldaten das Wrack verlassen sollten. 

Karte der besetzen Spratly-Inseln aus Wikipedia

Während die Welt auf die Ukraine und IS blickt, kam China auf die grandiose Idee einfach neue Inseln im Gebiet des südchinesischen Meeres zu erschaffen, um seine Gebietsansprüche auszuweiten: China's Island Factory

Tierversuche am Max Planck Institut in Tübingen und die Berichterstattung bei Stern TV

Einen aktuellen Nachtrag gibt es hier.
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Stern TV zeigte am 10. September exklusive Aufnahmen aus dem Max Planck Institut (MPI) für Biologische Kybernetik in Tübingen (Aufzeichnung bei RTL Now eine Woche lang verfügbar nach der Ausstrahlung oder hier bei Facebook, jedoch ohne die anschließende Diskussion). Am MPI für biologische Kybernetik betreibt die Abteilung Physiologie kognitiver Prozesse um den Neurowissenschaftler Prof. Nikos Logothetis unter anderen Grundlagenforschung an Makakenaffen und deren Gehirnen.

Im August 2013 hatte sich ein Tierschützer verdeckt als Tierpfleger beworben und wurde kurz darauf eingestellt. Ein halbes Jahr lang filmte der anonym-bleibende Tierpfleger die etwa 40 Affen am MPI heimlich mit einer Kamera und dokumentiert deren Alltag. Organisiert wurde die "Operation Alekto" vom SOKO Tierschutz und der britischen Union zur Abschaffung von Tierversuchen. Die Bilder sind ohne Zweifel verstörend und setzen darauf den Zuschauer zu emotionalisieren (YouTube Video von SOKO Tierschutz am Ende des Artikels). Das Ganze sieht auf den ersten Blick wahrlich nicht gut für die Affenforschung am MPI aus. Die aufwühlenden Szenen sind folgende:

  1. Ein durstiger Affe sucht nach Wasser, indem er die Gitterstäbe seines Geheges ableckt.
  2. Ein Affe ist halbseitig gelähmt und erbricht sich, vermutlich aufgrund einer Entzündung an seinem Implantat.
  3. Ein Affe wird mit Gewalt am Hals aus seinem Käfig gezerrt, da er sich nicht freiwillig in den sogenannten "Primatenstuhl" begibt.
  4. Ein Affe wird betäubt und dann in den Primatenstuhl gesetzt. Er erwacht verstört im Primatenstuhl und dreht sich wild im Kreis.
  5. Ein Affe läuft wild in seinem Käfig auf und ab. Ein anderer Affe läuft in seinem Gehege auf und ab und zeigt stereotypisches Verhalten einer Traumatisierung.
  6. Ein Affe kratzt und reißt an seinem Kopfimplantat. Sein Kopf ist blutüberströmt. Die Operationsnähte sind 10 Tage nach der Operation noch offen. Auch nach 19 Tage sei die Wunde immer noch nicht verheilt.
  7. Diverse Affen mit vermeintlich infizierten Kopfwunden.
  8. Dokumente, die zeigen, dass die Affen manchmal mehr als zwei Tage kein Wasser bekamen.
  9. Ein blauer Müllsack, in dem sich ein toter Affe befindet.

Das MPI hat ein Tag nach der Ausstrahlung im TV reagiert und eine Stellungnahme auf seiner Webseite veröffentlicht. Das Institut geht davon aus, dass die Bilder aus dem Kontext gezogen seien. Die Sendung werde noch ausgewertet und es kam zu Schmähungen und Morddrohungen gegen Mitarbeiter des MPI.
Die zuständige Genehmigungsbehörde hatte bei einer Kontrolle am Donnerstag, dem 11. September, keine Mängel bei den Tierversuchen oder in der Affenhaltung feststellen können. Alle Vorschriften würden eingehalten. Dennoch wurde eine Prüfung vergangenere Vorgänge angeordnet, obwohl auch diese unter behördlicher Aufsicht geschehen sind.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei den veröffentlichten Szenen mit hoher Wahrscheinlichkeit nach um Einzelfälle und nicht um die Regel. Nichtsdestotrotz darf es auch solche Einzelfälle nicht geben, nicht bei der äußerst kontroversen Forschung an Primaten und einer sehr sensiblen Öffentlichkeit.


Nun zu den einzelnen Szenen und deren (vermeintlichen) Hintergrund:
1. Ein durstiger Affe sucht nach Wasser, indem er die Gitterstäbe seines Geheges ableckt. 
Das MPI gab an, dass solches Verhalten auch bei Zootieren und Affen in freier Wildbahn zu beobachten sei. Dort müssen die Affen auch öfters über längere Zeiträume ohne Wasser auskommen (siehe auch Punkt 8). 

2. Ein Affe ist halbseitig gelähmt und erbricht sich, vermutlich aufgrund einer Entzündung an seinem Implantat oder/und eines Schlaganfalls. 
Die Bilder sind verstörend und verfehlen nicht ihre Wirkung starke Emotionen beim Zuschauer auszulösen. Es ist jedoch unklar wodurch die Lähmung hervorgerufen wurde und ob ein Tierarzt informiert wurde. Bei Operationen, auch am Menschen, kann es immer wieder zu Komplikation und Folgeschäden kommen. Obwohl es sich hierbei um einen Einzelfall handelt, darf so etwas trotzdem nicht vorkommen. Es ist durchaus möglich, dass hier nicht sauber gearbeitet wurde.
Dass danach ein Finalversuch stattgefunden hat, heißt nicht, dass der Affe an einem Experiment im Affenstuhl teilgenommen hat und vier Stunden in einer dunklen, schallisolierten Kammer saß (die resultierenden Daten wären wert- und nutzlos). Vermutlich bezeichnet der Finalversuch eher, dass der Affe anästhesiert wurde und währenddessen beispielsweise die Aktivität einzelner Nervenzellen in seinem Gehirn untersucht wurden, bevor der Affe eingeschläfert wurde.

3. Ein Affe wird mit Gewalt am Hals aus seinem Käfig gezerrt, da er sich nicht freiwillig in den sogenannten Primatenstuhl begibt.
4. Ein Affe wird betäubt und dann in den Primatenstuhl gesetzt. Er erwacht verstört im Primatenstuhl und dreht sich wild im Kreis.
Laut Vorschrift muss sich der Affe freiwillig in den Primatenstuhl begeben. Ich kenne mich nicht mit den Details der Vorschriften und der Gesetzgebung aus und weiß nicht ob untrainierte Affen in den Stuhl gezwungen werden dürfen. Angeblich gilt das mit dem "freiwillig" nur im Vorfeld von Experimenten, d.h. wenn der Affe zu einem Experiment muss, dann muss er freiwillig in den Primatenstuhl klettern. Befindet er sich aber im Training, um sich an den Primatenstuhl zu gewöhnen, gilt die freiwillig-Regel nicht. Hierbei befindet sich der Affe aber nur kurzzeitig im Primatenstuhl und wird nach einiger Zeit wieder befreit. Es findet kein Experiment statt.
Dass in einer anderen Szene der Affe seinen Kopf nicht komplett durch die Luke steckt, kann auch damit zusammenhängen, dass er sich a) noch im Training befindet und b) einfach neugierig, aber eben auch vorsichtig ist. Dies verdeutlicht, dass die Bilder vermutlich aus dem Kontext gerissen sind.
Der Affe wird im Übrigen mittels einer Stange und einem Ring am Hals fixiert um ihn auf Distanz zu halten und zu vermeiden, dass er den Pfleger beißt.

5. Ein Affe läuft wild in seinem Käfig auf und ab. Ein anderer Affe läuft in seinem Gehege auf und ab und zeigt stereotypisches Verhalten einer Traumatisierung. 
Dass ein Affe stereotypisches Verhalten in einem kleinen Käfig zeigt ist durchaus verständlich und wird vom MPI nicht verleugnet. Die Affen befinden sich nur kurze Zeiträume in den kleinen Käfigen, beispielsweise kurz nach und vor einer medizinischen Untersuchung. Dass ein Affe aber stereotypisches Verhalten im größeren Gemeinschaftsgehege zeigt, sollte nicht vorkommen.  Trotzdem stellt sich auch hier die Frage nach dem Kontext. 

6. Ein Affe kratzt und reißt an seinem Kopfimplantat. Sein Kopf ist blutüberströmt. Die Operationsnähte sind 10 Tage nach der Operation noch offen. Auch nach 19 Tage sei die Wunde immer noch nicht verheilt.
 7. Diverse Affen mit vermeintlich infizierten Kopfwunden. 
Diese Bilder, besonders jene vom blutüberströmten Affen, sind äußerst verstörend. Es lässt sich sicherlich nicht verhindert, dass der Affe nach der Operation an seinem Kopfimplantat kratzt und dabei Nähte öffnet. Das haben Tiere und auch Menschen so an sich. Aber dass die Wunden nach mehr als zwei Wochen noch offen sind und sich infizieren darf nicht passieren. Hier muss sofort ein Tierpfleger oder der Tierarzt einschreiten, um eine Infektionen zu verhindern.  

8. Dokumente, die zeigen, dass die Affen manchmal mehr als zwei Tage kein Wasser bekamen. 
Wie in der Diskussionsrunde im Anschluss von Ivar Aune von der Gesellschaft für Versuchstierkunde angemerkt, geht aus den Dokumenten nicht hervor, ob der Affe während der vier Tage Wasserentzug an einem Experiment teilgenommen hat. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Affe innerhalb der vier Tage an einem Versuch teilgenommen hatte und dabei sein Tagespensum an Wasser oder Fruchtsaft in Form von Belohnung erhalten hat. Ferner erhält der Affe täglich Obst und andere Nahrung. 

9. Ein blauer Müllsack, in dem sich ein toter Affe befindet. 
Laut der Stellungnahme des MPI werden alle toten Tiere pathologisch untersucht und dann fachmännisch entsorgt.

Ferner suggeriert die Reportage bei den meisten Tierversuchen handelt es sich um Versuche mit Primaten. Das ist definitiv nicht der Fall. Von den etwas mehr als 3 Millionen Versuchstieren in Deutschland handelt es sich bei 1686 (0,06%) um Affen. 2,6 Millionen sind entweder Ratten oder Mäuse. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stammen 50% aller Altweltaffen, zu denen Makaken gehören, die für Tierversuche gehalten werden, aus nicht EU-Staaten. Die Tiere müssen extra für den Forschungszweck gezüchtet werden und dürfen nicht in freier Wildbahn gefangen werden. 
Des Weiteren ensteht aus der Reportage der Eindruck, die Affen seien in kleinen Käfig eingesperrt. Dort befinden sie sich nur kurze Zeit, wie vor oder nach medizinischen Untersuchungen. Sonst werden die Affen in geräumigeren Gehegen gehalten, alleine (beispielsweise im Anschluss an eine Implantatsoperation) oder in Gruppen (Bilder und Videos des MPI zur Tierhaltung).

Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Konsequenzen die Aufnahmen haben werden und wie das MPI die einzelnen Szenen erklärt. Der Grund für die Zurückhaltung des MPI geht im Übrigen auf ein Fiasko aus dem Jahr 2009 zurück. Damals hatte das MPI in Tübingen einen ähnlichen Skandal. Man wollte Offenheit und Transparenz demonstrieren und lies eine Reportage der ZDF-Sendung Frontal21 zu. Die ausgestrahlte Sendung spiegelte jedoch aus Sicht des MPI eine sehr verzerrte Wahrheit wieder und rückte die Tierforschung am MPI in ein sehr dunkles Licht.


Die anschließende Diskussionsrunde bei Stern TV war kaum objektiver als die Reportage. Ivar Aune von der Gesellschaft für Versuchstierkunde drückte sich oft, ich nenne es mal, ungeschickt aus. Er hat vollkommen Recht, wenn er sagt, dass Tiere unter Stress oder mit einem schlechten Gesundheitszustand, sich nicht richtig konzentrieren können und daher wertlose und nicht-reproduzierbare Daten liefern. Die oberste Priorität der Forscher ist und sollte es daher sein, Experimente mit gesunden, entspannten und fokussierten Affen durchzuführen. Ob dies immer der Fall ist, kann durchaus angezweifelt werden, besonders im Anbetracht des hohen Drucks in wissenschaftlich-renommierten Laboren wie jenes von Prof. Logothetis.

Sehr ironisch sind die Äußerungen der Grünen-Politikerin und Sprecherin für Tierschutzpolitik Nicole Maisch. Sie ist der Ansicht, dass im 21. Jahrhundert die Forschung so weit fortgeschritten sei, dass derartige invasive Tierversuche nicht mehr nötig seien. Als Beispiele führt sie Biochips, bildgebende Verfahren und (adulte) Stammzellenforschung an. Von anderen Verfahren wie embryonaler Stammzellenforschung und Gentechnik hält man bei den Grünen jedoch eher wenig. Es ist daher kein Wunder, dass andere Länder, wie die USA, uns in der Wissenschaft weit voraus sind. Dort wird die Freiheit der Wissenschaft nicht so stark eingeschränkt und reguliert wie im fortschritts- und wissenschaftsfeindlichen Deutschland. 
Dass bildgebende und non-invasive Verfahren wie fMRT, MEGEEG oder TMS nützlich sind und schöne Resultate liefern, will ich hier nicht bestreiten. Aber sie können keine invasiven Tierversuche ersetzen. Sie haben alle einen entscheidenden Nachteil: Schlechte Zeit- und/oder Raumauflösung. Bis zur Arbeit von Prof. Logothetis, dessen Abteilung nun in der Kritik steht, war nicht einmal genau klar, was die schönen, bunten Bilder eines fMRT überhaupt bedeuten. Logothetis hatte damals intrakortikale Signale mit fMRT-Signalen im Affen verglichen und gezeigt, dass das was wir mit einem fMRT aufzeichnen, eher sogenannten Local Field Potentials entspricht als dem Feuern einzelner Nervenzellen. Es ist also Logothetis Affenversuchen zu verdanken, dass wir heute ein wenig mehr über das beliebte (und vermutlich gehypte) fMRT wissen. Nichtsdestotrotz bleiben auch nach dieser Studie immernoch viele Fragen über fMRT offen. Die Interpretation von fMRT-Studien ist sehr kontrovers. In einer Studie (PDF) aus dem Jahr 2009 beispielsweise wurde Hirnaktivität in einem toten Lachs mittels fMRT nachgewiesen.
Auch bei anderen Verfahren, wie EEG, ist bis heute unklar, was sie eigentlich genau messen. Daher sind invasive Verfahren in der Grundlagenforschung nicht zu ersetzen. Diese Tatsache wollen viele Forscher in Europa (und besonders auf der britischen Insel) nicht wahrhaben. Non-invasive Verfahren, wie sie in Europa im Bereich der Brain-Computer-Interfaces (BCI) bei Menschen eingesetzt werden, bieten definitiv unfassbare Möglichkeiten und werden in Zukunft das Leben von vielen schwer-kranken Menschen erleichtern. Beispielsweise ermöglichen BCI Menschen, die am Locked-in-Syndrom leiden, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Doch leider können mit solchen non-invasiven Methoden meist nur die Symptome bekämpft werden. Rückschlüsse auf die Ursache der Erkrankung lassen sich kaum ziehen (ebenso bei bildgebenden Verfahren). Erst wenn die Ursachen und unterliegenden biophysikalischen Prinzipien verstanden sind, kann damit begonnen werden neurologische Krankheiten effektiv zu bekämpfen und deren Entstehung zu verhindern. 

Tierschützer Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz zieht das typische Tierversuche-sind-nutzlos Geblubbere durch. Er hat Recht, bei falscher Durchführung hätten Tierversuche bei Penicillin, Asperin, oder auch im Falle von Contergan eventuell nicht geholfen (dabei wurde Penicillin erfolgreich an Mäusen getestet). Dumm für Herrn Mülln gibt es auch genug Beispiele, die den Nutzen von Tierversuchen aufzeigen, wie im Falle von AIDS, Impfstoffe gegen Antrax, Tollwut, Asthmaspray, Insulin, Malaria, Behandlung von Leukämie und Parkinson, Herztransplantate, Kochlearimplantate, ... Auch für die Bekämpfung von ASL oder Ebola sind Primatenversuche unverzichtbar.


Disclaimer: Ich bin Doktorand der Neurowissenschaften in Tübingen, bin aber an keinen Affenversuchen beteiligt (und war es auch nie). Ich habe sonst auch keine Verbindungen zur Abteilung um Prof. Logothetis. Persönlich hatte ich einmal die Möglichkeit die Rhesusaffenhaltung an der Universität Tübingen, in der Abteilung für Tierphysiologie, Institut für Zoologie, zu begutachten. Dort gab es meines Erachtens nach nichts zu beanstanden.

Hier die wichtigsten Links:

und hier das YouTube-Video von SOKO Tierschutz. Achtung! Enthält verstörende Bilder:


TEDTalk - The new bionics that let us run, climb and dance

02.09.2014

CNN interviewt die drei amerikanischen Geiseln in Nordkorea





CNN hat die drei in Nordkorea festgehaltenen US-Amerikaner überraschend in Pjöngjang interviewen dürfen (oder müssen):
  • Kenneth Bae, ein amerikanisch-koreanischer Missionar, sitzt seit November 2012 in nordkoreansicher Geiselhaft und wurde zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Ihm wird vorgeworfen den Sturz des nordkoreanischen Regimes geplant zu haben. Er muss 6 Tage die Woche, 8 Stunden am Tag im Lager auf dem Feld arbeiten und wird getrennt von den anderen Lagerinsassen festgehalten.
  • Matthew Miller, hatte angeblich Asyl in Nordkorea beantragen wollen und sein Touristenvisum bei der Einreise im April 2014 zerrissen. Sein Prozess steht noch aus.
  • Jeffrey Fowle, hatte bei einer geführten Touristentour ebenfalls im April 2014 eine Bibel in einem Hotel zurückgelassen. Auch sein Prozess steht noch aus.
Alle drei Männer "gestanden" ihre Schuld ein und hoffen auf baldige Freilassung, sobald die USA einen ranghohen Sondergesandten nach Nordkorea entsendet. Nordkorea will mit der Sache a) auf sich aufmerksam machen und b) direkte Gespräche mit der US-Regierung erwirken. 

via FAZ