So wie es aussieht war das berühmte Stanford Prison Experiment des US-amerikanischen Psychologen Philip Zimbardo fingiert. Für das Experiment aus dem Jahr 1971 wurden 24 Versuchsteilnehmer zufällig in "Häftlinge" und "Gefängniswärter" eingeteilt. Das Experiment geriet rasch außer Kontrolle und die Gefängniswärter, denen angeblich keine Anweisungen gegeben wurden, begannen aus freien Stücken die Häftlinge zu misshandeln (“the guards were given no specific instruction or training on how to be guards.”). Nach sechs Tagen wurde das Experiment abgebrochen. Zimbardo und seine Kollegen kamen aufgrund des Experiments zu dem Schluss, dass unschuldige Menschen, wenn ihnen Macht gegeben wird, sie diese missbrauchen und Grausamkeiten begehen. In jedem Menschen steckt ein grausames Monster, welches durch äußere Umstände geweckt werden kann. Wir sind alle Opfer äußerer Umwelteinflüsse.
In einem äußerst ausführlicher und lesenswerter Exposé auf Medium analysierte der Autor Ben Blum unveröffentlichte Tonaufnahmen einer der Studenten Zimbardos während des Experiments. Außerdem interviewte Blum einige der damaligen Teilnehmer sowie Zimbardo selbst. Die Tonaufnahmen und die Interviews zeigen, dass die Wärter doch Anweisungen bekamen tough zu sein. Hinzu kommt, dass es sich bei einem Zusammenbruch eines Häftlings während des Experiments scheinbar um Schauspielerei handelte und nicht um einen echten Zusammenbruch. Damit fällt die ganze Konklusion des Experiments in sich zusammen.
Das Experiment selbst war bereits seit seiner Veröffentlichung in der Kritik und innerhalb der Sozialpsychologie weniger als valide wissenschaftliche Erkenntnis angesehen, sondern eher als Demonstration oder Publicity Stunt, auf den die Medien, die allgemeine Öffentlichkeit und die Politik gerne rein fielen. Das Stanford Prison Experiment selbst war durchaus politisch motiviert (um die Gefängnisreform in den USA voranzutreiben) und wurde auch nicht einem renommierte Fachmagazin der Psychologie veröffentlicht, sondern lediglich in Naval Research Reviews. Eine "Semi-"Replikation des Experiments schlug 2002 fehl. Die Wärter im Stanford Prison Experiment misshandelten die Häftlinge nicht, weil sie eine Machtrolle inne hatten, sondern weil eine oder mehrere Autoritätspersonen - in diesem Fall die Experimentatoren - den Wärtern klar machten, dass ihr Handeln einem höheren Zweck dient, mit welchen sich die Wärter identifizieren konnten.
Da das Stanford Prison Experiment immer noch an Universität und Schulen gelehrt wird, wird es Zeit das Experiment aus dem Lehrplan zu streichen oder zumindest kritischer Betrachtung zu unterziehen. Es wird oft auch als Erklärung (und Entschuldigung) herangezogen, warum Menschen Grausamkeiten begehen, beispielsweise während des Holocaust, in My Lai oder Abu Ghraib. Als Erklärung taugt das Experiment aber nicht und hat es auch nie. Eine valide wissenschaftliche Studie ist das Stanford Prison Experiment nicht, und war es auch nie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen