Am 9. Oktober 2006 testete die Demokratische Volksrepublik Korea zum ersten Mal mehr oder weniger erfolgreich eine Atombombe und fast genau zwei Jahre später, am 12. Oktober 2008, entfernte die USA unter George W. Bush Nordkorea von der Liste der Staaten, welche den Terrorismus unterstützen – 11 Jahre nachdem nordkoreanische Geheimagenten die Boeing 707 der Korean Airlines mit der Flugnummer KAL 858 in die Luft gejagt hatten und 115 Menschen ermordeten. Wie konnte das isolierte Nordkorea, dieses Land, was jeden Moment implodieren könnte, in dem die Menschen verhungern und öffentlich hingerichtet werden, wenn sie ein Mobiltelefon benutzen, den Traum der eigenen abschreckenden Atomwaffe verwirklichen? Wie konnte ein ein Meter und sechzig Zentimeter kleiner Irrer mit dunkler Hornbrille, der zusätzlich hochhackige Schuhe trägt, um größer zu wirken, eine Waffentechnologie besitzen mit der man den ganzen Planeten zerstören kann?
1985 war Nordkorea dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten, zog sich aber 2003 aus diesem wieder zurück. Im Laufe dieser Zeit und ebenso nach 2003 zeigte sich vorzüglich wie Kim Jong-Il und sein inzwischen verstorbener Vater Kim Sung-Il die Welt zum Narren hielt. Im September 1990 kam es zum ersten Treffen der beiden koreanischen Premierminister in Seoul. Der südkoreanische Premierminister Kang Young-Hoon und sein nordkoreanischer Kollege Yeon Hyung Mook einigten sich auf einen Grundvertrag („Basic Agreement“), der Ende 1991 unterzeichnet wurde, und die Gemeinsame Erklärung, die so genannte „Joint Declaration“, welche ebenfalls Ende 1991 nach der Aufnahme beider Staaten in die UNO unterzeichnet wurde. Der Grundvertrag sah eine engere Kooperation der beiden Koreas, eine Aussöhnung und ein Nichtangriffspakt vor, denn beide Staaten hatten nach dem Koreakrieg nie einen Friedensvertrag unterzeichnet. Nach der Gemeinsame Erklärung war es beiden Seiten verboten Nuklearwaffen zu besitzen, herzustellen, zu testen und zu entwickeln sowie deren Stationierung zuzulassen. Hinzu kam das Verbot Anlagen zur Wiederaufbereitung und Urananreicherung zu errichten sowie die Einrichtung der North-South Joint Nuclear Control Commission (JNCC), welche die Einhaltung der beiden Verträge auf beiden Seiten überwachen sollte. So sollte eine Nuklearisierung der koreanischen Halbinsel verhindert werden. Erfolglos, wie es sich 15 Jahre später herausstellte.
1992 einigte sich Nordkorea mit der Internationalen Atomenergieorganisation, der IAEA, auf die Überwachung von Kernmaterial und somit auf Inspektionen, doch bereits im darauf folgenden Jahr zeigte sich, dass die Umsetzung der einzelnen Punkte, welche die Gemeinsame Erklärung zur Denuklearisierung enthielt, durch Nordkorea verzögert wurde. Der Zugang zu den nordkoreanischen nuklearen Produktionsstätten wurde verweigert. Die USA und der Süden reagierten aus Besorgnis mit einer gemeinsamen Militärübung, welche der Norden zum Anlass nahm im Januar 1993 keine IAEA-Inspektionen mehr zu erlauben. Zwei Monate später folgte die Drohung Nordkoreas den Atomwaffensperrvertrag zu verlassen und ein Raketentest, worauf im Mai 1993 die UN-Resolution 825 (1) Nordkorea zur Kooperation mit der IAEA aufforderte. Während dieser Zeit konnte Nordkorea unbekümmert seinem Atomprogramm nachkommen. Um den Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffensperrvertrag zu verhindern, entschied sich die US-Regierung unter Bill Clinton Verhandlungen mit Nordkorea zu führen. Ein Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag konnte so zwar vorerst abgewendet werden und es folgte 1994 nach dem Tod des „geliebten Führers“ Kim Il-Sung im Sommer das Genfer Rahmenabkommen („Agreed Framework“) mit den USA (2), aber Nordkorea arbeitete weiterhin unbehelligt an seinem Atomprogramm - Atomwaffensperrvertrag, Genfer Rahmenabkommen und Gemeinsame Erklärung hin oder her. Ein Schurke hält sich an keine Abkommen, vor allem solang es ungesühnt bleibt. Das Genfer Rahmenabkommen sah den Stopp des nordkoreanischen Atomprogramms, die Zulassung von IAEA-Inspektionen, den Austausch eines Graphitreaktors mit zwei zivilen Leichtwasserreaktoren, die zur Gewinnung von atomwaffenfähigen Plutonium ungeeignet sind, die Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea und US-Lieferungen von jährlich 500.000 Tonnen Schweröl bis zur Fertigstellung des ersten Leichtwasserreaktors im Wert von mehren Milliarden US-Dollar vor. Jedoch hatte das Genfer Rahmenabkommen einen fatalen Fehler. Nirgends wurde eine Urananreicherung verboten, lediglich die Plutoniumproduktion sollte eingestellt werden. Zwar hatte man gegen den anfänglichen nordkoreanischen Widerstand die Gemeinsame Erklärung über eine nicht-nuklearisierte koreanische Halbinsel in das Abkommen integriert, aber deren Interpretation war auf beiden Seiten unterschiedlich. Im Endeffekt ein guter Deal für Kim Jong-Il. Jährlich einige hunderttausend Tonnen Schweröl, zwei neue Leichtwasserreaktoren, die Anerkennung durch die internationale Gemeinschaft als ein netter und verlässlicher Diplomat und die Möglichkeit Uran anzureichern. Dass das Atomprogramm unentwegt weiter zu laufen schien und Nordkorea sich zu einem Markt für Atomwaffen entwickelte, kümmerte da wenig. Erst 8 Jahre später bemerkte der CIA, dass alle Verträge durch ein geheimes nordkoreanisches Urananreicherungsprogramm gebrochen wurden.
Es folgte anschließend 1995 die Lockerung US-Sanktionen gegen Nordkorea, dessen Bevölkerung sich nun nach Überschwemmungen mit einer schlimmen, wenn nicht gar der schlimmsten Hungerkatastrophe konfrontiert sah. Bis 1997 fielen dieser – trotz gelockerten Sanktionen - über 2 Millionen Nordkoreaner zum Opfer. Jeder 10te Nordkoreaner verhungerte, da das Regime in Pjöngjang lieber an neuen Raketen und einem Atomprogramm arbeitete. So landete in dieser Zeit einige Jahre lang wöchentlich zwei Frachtmaschinen mit Zentrifugen aus Pakistan. Die Lockerung der Sanktionen kamen nicht der Bevölkerung zu Gute, sondern lediglich der Führung, die sich einen Dreck um das eigene Volk scherte. Vor allem die „Shogun“-Politik Nordkoreas, nach welcher primär das Militär versorgt wird und erst danach sekundär die Bevölkerung und die hohen Militärausgaben können für das Verhungern der eigenen Bevölkerung verantwortlich gemacht werden. Kim Jong-Il ist für den Tod von 2 Millionen Nordkoreanern verantwortlich und nicht – wie viele behaupten – die Überschwemmungen. 1998 gönnte sich der neue „geliebte Führer“ 200 S-Klasse Mercedes im Wert von 20 Millionen US-Dollar, während das nordkoreanische Volk verhungerte und die UNO die USA um 600 Millionen US-Dollar humanitäre Direkthilfe für Nordkorea bat. So sieht menschenverachtende Heuchelei aus. Mit dem neuen südkoreanischen Präsident Kim Dae-jung kam es im selben Jahr zur Sonnenscheinpolitik gegenüber Nordkorea mit dem Ziel durch wirtschaftlichen Unterstützung und kulturellen Austausch den nördlichen Nachbarn zu öffnen. 2000 belohnte man ihn für seine beschwichtigende Entspannungspolitik mit dem Friedensnobelpreis. Die Sonnenscheinpolitik prägte die südkoreanische Außenpolitik gegenüber Nordkorea bis 2008 und basierte auf drei Grundsätzen: Erstens würden militärische Aktionen des Nordens nicht toleriert werden, zweitens habe Südkorea keine Invasionspläne und drittens suche der Süden die Kooperation. Des Weiteren wurden Politik und Wirtschaft getrennt. Fatal war auch hierbei, dass man nicht ansatzweise auf die miserable Meschenrechtslage in Nordkorea einging noch irgendwelche Forderung stellte. Hauptsache der Irre kommt nicht auf die Idee und greift uns mit seiner 1,2 Millionen Mann starken Armee an. Man versuchte einfach der Welt Harmonie vorzuspielen und der Sieger des ganzen war kein anderer als Kim Jong-Il selbst. Ein Kniefall vor Nordkorea und seinem Führer, der im Juni 2000 im ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen in Pjöngjang resultierte. So konnte Nordkorea ohne sich an irgendwelche Bedingungen zu halten, Gelder und Hilfen aus dem Süden einstreichen, während es die eigene Bevölkerung in Konzentrationslager vor sich hin siechen ließ und der Süden lächelnd von Harmonie, Frieden und irgendwie auch Liebe sprach. Später stellte sich gar heraus, dass der südkoreanische Präsident Kim Dae-jung sich das erste innerkoreanische Treffen mit Geldgeschenken im Wert von mehr als 300 Millionen Dollar erkauft hatte. So lässt sich auch Politik machen. Der Böse streicht alle Belohnungen ein, während der Gute verzweifelt versucht, den Bösen ja nicht zu provozieren, sondern mit vielen kleinen Geschenken ruhig und friedlich zu stimmen. Vielleicht verwandelt sich – wenn man ganz fest daran glaubt – Kim Jong-Il so wirklich zu einem lieben und netten Staatsmann. So eine Taktik funktioniert... anfangs.
Womöglich aus Wut darüber, dass Kim Jong-Il nicht selbst den Friedensnobelpreis erhalten hatte, besuchte dieser auch nicht mehr wie abgemacht die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Vielleicht hätte Kim Dea-jung Kim Jong-Il den Preis widmen sollen. Dennoch kam es gegen Ende der Amtszeit von Bill Clinton zu weiteren Lockerung der Sanktionen. So durften nun US-Schiffe nordkoreanische Häfen anlaufen und angeblich seien alle Fragen bezüglich des nordkoreanischen Atomprogramms geklärt wurden – auch jene eines zuvor entdeckten unterirdischen Atomreaktors in Kumchang-ni. Gegen Ende der Amtszeiten der US-Präsidenten schien also das nordkoreanische Atomprogramm immer beendet und gelöst zu sein. Wer würde sich auch ein Scheitern eingestehen? So hat es auch den Anschein nach der Amtszeit von George W. Bush. Es gibt einige Abkommen, die nicht mehr als Papier sind, und nette Abschiedsgeschenke. Clinton lockerte die Sanktionen, Bush streichte Nordkorea von der Terrorliste und lieferte Schweröl.
Obwohl George W. Bush ab Januar 2001 eine neue Nordkoreapolitik verfolgte und die Gespräche mit der nordkoreanischen Führung beendete, blickt die Welt nach 8 Jahren Bush auf ein Nordkorea, das Atomwaffen besitzt und sein Know-How an Libyen und Syrien vertickte. Die Gespräche standen still, da Nordkorea weder bereit war über die Menschenrechtslage im eigenen Land zu verhandeln noch mit dem Staat, dessen Staatsoberhaupt sie eben zum Teil der „Achse des Bösen“ erklärte. Ungehindert konnte Nordkorea seinem Traum vom Nuklearstaat hinterher eifern, während es Inspektionen durch die UN ablehnt. Im Oktober 2002 äußerte dann die USA den Verdacht, dass Nordkorea nach Angaben des CIA eine geheime Urananreicherung betreibe und dass solang bis dieses nicht eingestellt sei keine Gespräche stattfinden würden. Nordkorea leugnete anfangs seine Urananreicherung, doch einen Tag später gestanden zum Erstaunen der USA die wütenden nordkoreanische Diplomaten das Urananreicherungsprogramm. Einige Monate später nahm man das Eingeständnis wieder zurück. Die geheime nordkoreanische Urananreicherung stellte eine Verletzung des Atomwaffensperrvertrags, der Gemeinsamen Erklärung und des Genfer Rahmenabkommens dar. Soviel zu den Verträgen. Als Resultat kam es erst im November zum Stopp der Schweröllieferungen und aller Hilfslieferungen aus Washington. Anfang des folgenden Jahres kam es zur wiederholten Ausweisung der IAEA-Inspektoren, der Demontage der Überwachungskameras im Reaktor von Yongbyon, in welchem wieder atomwaffenfähiges Plutonium gewonnen werden sollte und der Drohungen eines erneuten Rückzugs aus dem Atomwaffensperrvertrag, der im Übrigen schon längst gebrochen wurde. Am 10. Januar 2003 trat Nordkorea offiziell aus dem Atomwaffensperrvertrag aus. Es folgten im August weitere Sechsergespräche, in denen Nordkorea vorschlug sein Atomprogramm zu beenden, wenn die USA ein Nicht-Angriffs-Pakt unterzeichnen, mehr wirtschaftliche Hilfe an das korrupte Regime von Kim Jong-Il liefern und sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten normalisieren. Die USA lehnten den Vorschlag ab und erklärten, dass es keine Hilfe mehr geben werde bis Nordkorea nicht vollständig denuklearisiert wäre. Gegen Ende des Jahres wurde der Bau der Lichtwasserreaktoren gestoppt. Währenddessen wurde unter dem neuen südkoreanischen Präsidenten Roh Moo-hyun die Sonnenscheinpolitik des Südens fortgesetzt. Im Jahr 2004 folgten die zweite und dritte Runde der Sechsergespräche, jedoch ohne merklichen Erfolg, so dass im September die nordkoreanische Führung weitere Sechsergespräche ablehnte. Trotzdem wurde im Dezember des selbigen Jahres die Sonderwirtschaftszone Kaesong, die seit Juni 2003 geplant wurde, eröffnet. Im August 2008 beschäftigten dort 72 südkoreanische Firmen 30.000 nordkoreanische Arbeiter, deren Lohn aber zynischerweise das nordkoreanische Regime erhält. Den Arbeitern bleibt gerade einmal ein Hungerlohn von 2$ pro Monat (3).
Im Februar 2005 erklärte die Demokratische Volksrepublik Korea, dass man erfolgreich Nuklearwaffen hergestellt habe und die Sechsegespräche für unbestimmte Zeit nicht mehr stattfinden werden. Ein Monat später erklärte sich Nordkorea zur Nuklearmacht und den Stopp zur Entwicklung von ballistischen Raketen für aufgehoben. Im September kam es zur vierten Runde der Sechsergespräche, die zu einer erneuten Normalisierung der Beziehungen zu den USA und auch zu Japan führen sollten sowie zur Verpflichtung Nordkoreas sein Atomprogramm einzustellen und zum Atomwaffensperrvertrag zurückzukehren. Als Belohnung gäbe es wie immer wirtschaftliche Hilfe. Allerdings endete die im November stattfindende fünfte Runde der Sechsergespräche mit dem Boykott Nordkoreas und einem erzürnten Christopher Hill, dem amerikanische Chefunterhändler für Nordkorea, der nach den erfolglosen Verhandlungen mit Nordkorea zu seinen Kollegen sagte (4): „Diese Ficker sagen sie machen geradewegs weiter und bauen Atomwaffen ganz gleich was wir tun.“ Im Vorfeld hatte die USA etwa 40 nordkoreanische Konten bei der „Banco Delta Asia“ in Macao in Höhe von lediglich 24 Millionen US-Dollar einfrieren lassen und somit die nordkoreanische Führung ein wenig daran gehinderte Geld zu waschen und sich Luxusgüter zu beschaffen. Der Betrag erscheint gering, doch das Geld dient der nordkoreanischen Führung zur Finanzierung ihres luxuriösen Lebens und da diese nun keinen Zugang mehr zu dem Geld hatte, machte sich Verzweiflung breit. Auch andere chinesische Bank mieden in Folge aus Furcht sich Geschäfte mit den USA zu vermasseln Konten zu unterhalten, die mit Nordkorea in Verbindung standen. Appeaser sahen in den harten Finanzsanktionen die Ursache des Atombombentests und wollten daher lieber, dass Nordkorea weiterhin mit Geschenken gefüttert wird, um doch bitte keinesfalls eine Atombombe auf Seoul oder Tokio zu werfen. Andere hingegen sind der Überzeugung die Sanktionen seien das richtige Mittel um Nordkorea langsam in die Knie zu zwingen.
Von da an ruhten die Gespräche erneut und Nordkorea konnte zwar ungehindert Fortschritte in seinem Atomprogramm verzeichnen, doch unter dem finanziellen Druck durch die USA drohte Kim und seiner Verbrecherbande tatsächlich langsam das Aus. Das Militär konnte nicht mehr lange mit genug Nahrung versorgt werden. Um die Gespräche wieder einzuleiten, schoss im Juli 2006 Nordkorea sieben ballistische Raketen, davon sechs Kurz- und Mittelstreckenraketen sowie eine angebliche Interkontinentalrakete ab. Erfolglos. Der UN-Sicherheitsrat beschloss daraufhin die Resolution 1695 (5), die Nordkorea liebevoll aufforderte die Tests von ballistischen Raketen einzustellen und alle anderen Mitgliederstaaten dazu aufforderte keine Waffentechnologien an Nordkorea weiterzugeben. Nordkorea lehnte die Resolution ab und so kam es, wie es kommen musste: Am 9. Oktober 2006 zündet die verzweifelte Führung „erfolgreich“ eine Plutoniumbombe. Die UNO reagierte abermals mit einer Resolution. Dieses Mal ist es die durchaus härtere Resolution 1718 (6), welche den Atombombenrest verurteilt, Sanktion auf Luxusgüter, militärische Ausrüstung, Waffentechnologien und Raketenteile fordert und die Zerstörung aller Atomsprengköpfe und ballistischer Raketen sowie Nordkorea dazu „zwingt“ an den Sechsergesprächen wieder teilzunehmen. Dank der Sanktionen verschlechterte sich trotz des Atombombentests die wirtschaftliche Situation in Nordkorea zunehmend. Die Baustellen um die Reaktoren wirkten verlassen und verwahrlost. Die Führung schien kompromissbereiter, denn sie sah sich kurz vor ihrem Untergang. Doch nach den Kongresswahlen Ende 2006 in den USA änderte sich dies. Die beinahe 18 Monate eingefrorenen nordkoreanischen Konten wurden im März 2007 mit der Hoffnung Nordkorea zu Gesprächen zu bewegen wieder freigegeben. Die Konten wurden nun als Köder statt als Druckmittel missbraucht. So hatte Nordkorea mit der Zündung einer Atombombe genau das wieder was es wollte: Seine Konten. Nicht dass die Irren noch eine zünden.
In den folgenden Gesprächen einigte man sich wie immer darauf, dass der Reaktor in Yongbyon abgedichtet und aufgegeben wird, IAEA Inspektion wieder zugelassen werden und als Gegenleistung Nordkorea 50.000 Tonnen Schweröl erhält. Weitere 950.000 Tonnen sollten folgen. Erstmals dachte die USA darüber nach Nordkorea von der List der terrorunterstützenden Staaten zu streichen. Zusammenfassend hatte Nordkorea also eine Atombombe gezündet und als Geschenk so etwas bitte nicht nochmal zu tun, bilaterale Gespräche mit den USA erhalten, 1.000.000 Tonnen Schweröllieferungen, die eingefrorenen Konten wieder, Nahrung fürs Militär sowie eine Zusicherung von der Terrorliste gestrichen zu werden. Kims irre Atombombenträume wurden ordentlich belohnt und die Führungsclique konnte sich wieder ein Leben in Luxus gönnen. Statt die Sanktionen bis zur endgültigen Denuklearisierung beizubehalten, tat man abermals einen fatalen Schritt auf Nordkorea zu. Statt Nordkorea ein für alle Mal in die Knie zu zwingen, lies man sich wieder selbst in die Knie zwingen, indem man auf Nordkorea zuging und die Konten freigab. Aber kein Grund zur Besorgnis, Nordkorea wird sich schon an die Vereinbarungen halten. Hat es bisher ja auch immer vorzüglich.
Nach der sechsten Runde der Sechsergespräche im März kam es im Juli 2007 zur Schließung des Yongbyon Reaktors und des noch nicht fertiggestellten in Taechon. Bis zum 31.12 – so der Plan - sollte der Reaktor in Yongbyon abgebaut sein und die USA einen Bericht von Nordkorea über deren Nuklearaktivitäten erhalten sowie eine Versicherung das erworbenes Know-How nicht weitergegeben werde. IAEA Inspektionen wurden ebenso wieder gestattet und Überwachungskameras montiert. Bis Ende des Jahres lieferten die USA, Russland, Südkorea und China zusammen 1.000.000 Tonnen Schweröl nach Nordkorea. Weder wurde der Reaktor in Yongbyon abgedichtet noch gelangte der Bericht über die nordkoreanischen Nuklearaktivitäten bis Ende des Jahres in amerikanische Hände. Dennoch übergab Nordkorea den USA Zentrifugen, um die Anschuldigungen über eine Urananreicherung endgültig aus der Welt zu schaffen. Zum Überraschen der Nordkoreaner entdeckten amerikanische Wissenschaftler in den Röhren eindeutige Spuren von Uran. Somit war endgültig bewiesen, dass Nordkorea ein geheimes Urananreicherungsprogramm verfolgte. Eine Uranbombe hätte für die Nordkoreaner entscheidende Vorteile. Zum Einem lässt diese sich leichter konstruieren, denn die Zündung der Plutoniumbombe war weniger ein Erfolg als vielmehr ein Scheitern. Statt 4 Kilotonnen Sprengkraft wurden gerade einmal ein Zehntel davon erreicht. Zum Anderen war der Plutonium-Reaktor in Yongbyon veraltet und nach nordkoreanische Interpretation verbot keiner der Verträge, zumindest das Genfer Rahmenabkommen, Urananreicherung.
Der im Februar neu ins Amt gelangte konservative südkoreanische Präsident Lee Myung-bak sorgte in Pjöngjang für Unbehagen, denn die Sonnenscheinpolitik des Südens endete. Dies nahm Nordkorea zum Anlass Nahrungsmittelhilfen aus dem Süden abzulehnen und die Drohung auszusprechen Seoul in Asche zu legen. Der Bericht über die nordkoreanischen Nuklearaktivitäten wurde knapp ein halbes Jahr später als abgemacht an die Chinesen übergeben. In der Folge gelangte der Bericht auch an die USA, welche ihrerseits wiederum die Nahrungsmittelhilfe an Nordkorea fortsetzte, denn es drohte abermals eine Hungerkatastrophe. Zur selben Zeit erfolgte zwar im Juni 2008 die Sprengung des Kühlturms in Yongbyon, jedoch wurde unterdessen klar, dass Nordkorea Syrien - wie zuvor Libyen - bei dessen Nuklearprogramm geholfen hatte und sich daher zu einem Markt für Nukleartechnik zu entwickeln schien. Somit hatte Nordkorea gegen die Abmachungen sein Know-How weitergegeben und wurde dafür nun auch noch mit dem gratis Abriss eines veralteten Kühlturms belohnt, der die USA 2,5 Millionen US-Dollar kostete. Im August 2008 – einem Monat nachdem eine südkoreanische Touristin von nordkoreanischen Soldaten erschossen wurde - nahm Nordkorea sein Atomprogramm wieder auf, da – so die Begründung Nordkoreas - die USA das Land immer noch auf der Liste der terrorismusfördernden Staaten stehen hatten. Indessen wurde der amerikanischen Seite klar, dass der Bericht über das nordkoreanische Atomprogramm mehr als mangelhaft war, so wurde beispielsweise die nordkoreanische Urananreichung und die Kontakte zu Syrien in dem Bericht nicht erwähnt. Eventuell aus Schreck darüber verschwand Kim Jong-Il von seiner Theaterbühne und ist bis heute noch nicht wieder aufgetaucht. Experten vermuteten einen Hirnschlag oder gar sein Ableben. Nichtsdestotrotz wurde am 12. Oktober 2008 Nordkorea schließlich von der Terrorliste genommen.
Ist nun die Gefahr vor einem mit Nuklearwaffen gerüsteten Nordkorea gebannt oder hat sich Kim Jong-Il gar plötzlich als Mutter Theresa Ostasiens entpuppt? Weder noch. Nordkorea besitzt angeblich bereits genug radioaktives Material für 6 bis 10 Atombomben und die Bevölkerung siecht weiter, nicht nur in Konzentrationslager, sondern auch auf den Straßen und auf dem Lande vor sich hin. Genau wie zehn Jahre zuvor. Für die Bevölkerung hat sich nichts geändert. Auch der Süden muss Tag für Tag die Drohungen des Nordens ertragen und die fünftgrößte Armee der Welt fürchten. Nordkorea hält die Welt zum Narren: Mal wurden Inspektoren ins Land gebeten, dann wieder ausgewiesen, mal wurde ein Reaktor abgebaut, dann wieder aufgebaut, mal trat man dem Atomwaffensperrvertrag bei, dann verließ man ihn, revidierte das Vorgehen und trat wieder bei und dann verließ man ihn wieder, mal wurde Plutonium angereichert, dann Uran. Mal wurde versprochen das erworbene Wissen über die Atombombe nicht weiterzugeben, mal tauchten Zentrifugen aus Nordkorea in Libyen auf, mal versprach man eine Denuklearisierung, dann baute man heimlich unterirdische Atomreaktoren und reicherte heimlich Uran an. Und während der ganzen Zeit bekam Nordkorea mal Schweröllieferungen, dann Nahrungsmittel, mal 200 Mercedes, massig Cognaclieferungen und zwischen den Jahren 1997 und 2007 über 7 Milliarden US-Dollar an Hilfen allein aus Südkorea (7). Nur der finanzielle Druck aus den USA und die UN-Sanktionen gegen Luxusgüter hätten das Regime ohne eine militärisches Intervention in die Knie zwingen können. Doch diese wurden angesichts der Kongresswahlen, der ausbleibenden Gespräche und des Atombombentest aufgehoben, da man eine Eskalation fürchtete. Die verzweifelten Hilfeschreie der nordkoreanische Führung, die sich in Raketentests und einem Atombombentest zeigten, hätten nicht als bloße Drohung verstanden werden sollen, sondern als das was sie tatsächlich waren: Verzweiflungstaten einer irren Führung, die sich dem Untergang geweiht sah.
Inzwischen wurden alle Grenzen in den Süden und auch nach China größtenteils abgeriegelt und die Kontrollen, welche vereinbart waren, wiederholt verweigert. Proben durften in den nordkoreanischen Atomanlagen nicht entnommen werden. Jetzt steht die Welt wieder genau da, wo sie alle Jahre wieder steht. Vor dem größten und abgeschottesten Gulag der Welt, das unaufhörlich die Welt zum Narren hält, Atomwaffen nach belieben entwickelt und die eigene Bevölkerung als Geisel genommen hat. Die Welt muss daher endlich erkennen, dass Nordkorea sich weder mit Geldern und Geschenken noch Abkommen denuklearisieren lässt.
(1) UN-Resolution 825: http://daccessdds.un.org/doc/UNDOC/GEN/N93/280/49/IMG/N9328049.pdf?OpenElement
(2) Genfer Rahmenabkommen: http://www.kedo.org/pdfs/AgreedFramework.pdf
(5) UN-Resolution 1695: http://www.un.org/News/Press/docs/2006/sc8778.doc.htm
(6) UN-Resolution 1718: http://daccessdds.un.org/doc/UNDOC/GEN/N06/572/07/PDF/N0657207.pdf?OpenElement
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