24.09.2010

Wenn Ahmadinedschad entgleist oder: Die Interpretationskünste des Dr. Westerwelles

Wiedereinmal durfte Mahmud Ahmadinedschad seine Sicht der Dinge vor der UN-Vollversammlung darlegen. Zwar verließen Repräsentaten westlicher Staaten, unter anderem alle der EU, den Saal, aber nichtsdestotrotz ernteten Mahmuds Verschwörungstheorien zu 9/11 und seine gewohnte anti-westliche Hetze Applaus. De facto nichts neues und um ehrlich zu sein, wollte ich mir diesen Beitrag sparen, weil die Inkompetenz der Vereinten Nationen einen sowieso nur wahnsinnig werden lassen... 

Aber als genauso irrwitzig wie Mahmuds UN-Auftritt lässt sich die Reaktion des deutschen Außenministers Guido Westerwelles beschreiben. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagte der FDP-Politiker:
Es ist bedauerlich, dass Präsident Ahmadinedschad sich so verirrt hat, denn die Anschuldigungen sind natürlich abwegig, sie sind auch zugleich verletzend.

Ferner zeigte er sich in New York nach der Rede Mahmuds optimistisch, dass Verhandlungen mit dem Iran weiterhin möglich seien:
„Da täuschen mich auch rhetorische Verirrungen und geschmacklose Entgleisungen nicht darüber hinweg.“ 

Achso. "Rhetorische Verirrungen und geschmacklose Entgleisungen" nennt man es also im liberalen Diplomatenjargon, wenn ein Staatschef Verschwörungstheorien und Antizionismus sowie Antiamerikanismus propagiert. Da hat er sich ausversehen verirrt, der Mahmud. War sicherlich nervös vor all den hohen Persönlichkeiten eine Rede zu halten. In Wirklichkeit wollte er wahrscheinlich etwas ganz anders sagen. 
Wenn man den Interpretationen Dr. Westerwelles glauben schenken darf, dann lässt sich zwischen diesen "geschmacklosen Entgleisungen" wohl eine Kompromissbereitschaft erkennen. Ja, vielleicht sogar bereits das Ende des iranischen Strebens nach der atomaren Apokalypse. Hoffen wir Guido war in der Schule gut im Interpretieren.

Update:

    2 Kommentare:

    Tobias hat gesagt…

    Zu der Koranverbrennung des durchgeknallten Pfaffen hat Westerwelle dagegen "Das ist genau der religiöse Terrorismus, auf dem Gewalt gedeiht" gesagt.

    Verstehe einer Westerwelles Wahrnehmung.

    BillBrook hat gesagt…

    Die FDP hatte schon immer ein zweifelhaftes Verhälnis zum Islamismus. Ich erinnere nur mal an Möllemann, der dann einen bleibenden eindruch hinterliss.

    Und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Köhler, der genau wie sein Generalsekretär Mazyek Mitglied der FDP ist, saß für sie eine Zeitlang im Kölner Bezireksparlament.