15.12.2018

Leseklick: Der negative Einfluss ökologische Landwirtschaft auf den Klimawandel


Eine neue Studie, welche im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass ökologische Landwirtschaft einen negativeren Einfluss auf den Klimawandel hat als konventionelle Landwirtschaft. Der Grund dafür ist eher offensichtlich: Da wenn überhaupt nur organische Düngemittel verwendet werden, ist der Ertrag pro Fläche geringer als mit konventionellen Düngemitteln. Das bedeutet mehr Rodungen und mehr CO2-Ausstoß. Bis zur Veröffentlichung dieser Studie war es Wissenschaftler nicht gelungen den Einfluss ökologischer Landwirtschaft auf das Klima zu messen. Dafür haben die Wissenschaftler der Studie eine neue Methode inklusiver Metrik entwickelt. 

Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung
“The greater land-use in organic farming leads indirectly to higher carbon dioxide emissions, thanks to deforestation,” explains Stefan Wirsenius. “The world’s food production is governed by international trade, so how we farm in Sweden influences deforestation in the tropics. If we use more land for the same amount of food, we contribute indirectly to bigger deforestation elsewhere in the world.”


Produkte aus ökologischer Landwirtschaft sind also weder gesünder noch klimafreundlicher.

Videoklick: Congress Confused by Internet during Hearing with Google CEO

08.12.2018

Leseklick: Zum CRISPR Baby

The alleged creation of the world's first gene-edited infants was full of technical errors and ethical blunders. Here are the 15 most damning details.

Hier noch ein Video von SciShow, die ebenfalls die Problematiken mit dem Experiment aufzeigen:


Kurz gesagt: Es ist noch viel zu früh die CRISPR-Technologie sicher und nützlich an menschlichen Embryos anzuwenden.

18.09.2018

Leseklick: Studie deutet daraufhin, dass konventionelle Landwirtschaft am Umweltverträglichsten sei

New findings suggest that more intensive agriculture might be the “least bad” option for feeding the world while saving its species – provided use of such “land-efficient” systems prevents further conversion of wilderness to farmland.

Agriculture that appears to be more eco-friendly but uses more land may actually have greater environmental costs per unit of food than “high-yield” farming that uses less land, a new study has found."


Hier die Publikation bei dem wissenschaftlichen Fachmagazin Nature Sustainability: The environmental costs and benefits of high-yield farming

Leseklick: Reale und gefühlte Kriminalität


Zahlen sprechen oft eine andere Sprache als das Empfinden von Menschen. Forscher versuchen zu erklären, warum die Sicherheitslage in Deutschland von vielen als bedrohlich wahrgenommen wird.

15.09.2018

Leseklick: Wie Ungarn die Demokratie abschaffte

By 2017, 90 percent of all media in Hungary was owned by either the state or a Fidesz ally, according to a count by Budapest-based scholar Marius Dragomir. This media empire includes every single regional newspaper in the country.

[...]

Some of these actions have been even shadier. In the past two elections, for example, Fidesz helped create several fake parties — including one party that was being run by someone who turned out to be homeless — that got on the ballot using signatures of Fidesz supporters and dead people. These parties split the anti-Fidesz vote in competitive districts, making it much easier for the Fidesz candidate to win a plurality.

11.09.2018

Leseklick: Wie Geld Wahlen beeinflussen

That’s not to say money is irrelevant to winning, said Adam Bonica, a professor of political science at Stanford who also manages the Database on Ideology, Money in Politics, and Elections. But decades of research suggest that money probably isn’t the deciding factor in who wins a general election, and especially not for incumbents.

Videoklick: What Does "Organic" Mean, and Should You Buy Organic Foods?

Videoklick: Crash Course Statistics - P-Hacking

Videoklick: Iron Man vs. Captain America: Who's Right?

Videoklick: 9/11 Verschwörungstheorien

Videoklick: That Booze News? Look Past the Headlines and Don't Panic


30.08.2018

Leseklick: Wie ungesund ist ein alkoholisches Getränk am Tag

The news warns that even one drink per day carries a risk. But how great is that risk?

For each set of 100,000 people who have one drink a day per year, 918 can expect to experience one of the 23 alcohol-related problems in any year. Of those who drink nothing, 914 can expect to experience a problem. This means that 99,082 are unaffected, and 914 will have an issue no matter what. Only 4 in 100,000 people who consume a drink a day may have a problem caused by the drinking, according to this study.


14.08.2018

Leseklick: Data shows a surprising campus free speech problem: left-wingers being fired for their opinions

Eine Studie der Georgetown Universität zeigt, dass nicht nur die Meinungsfreiheit von Konservativen und Rechten auf US-Universitätscampusen eingeschränkt wird, sondern auch jene von Linken. Ferner kommt die Studie zu dem Schluss, dass es trotzdem insgesamt nur wenige solcher Fälle gibt; seit 2016 etwa 60 Fälle an Universitätscampusen. 

11.08.2018

Leseklick: Gerichte bestimmen nicht wissenschaftliche Fakten

Hier ein Blogeintrag bezüglich des kalifornischen Gerichtsurteils gegen Monsanto. Eine Geschworen-Jury sah es als erwiesen an, dass Monsanto heimtückisch gehandelt habe und der von Monsanto produzierte Unkrautvernichter Glyphosat für den Krebs des Klägers verantwortlich war.

09.08.2018

Videoklick: Obviously Thanos is Evil. He's also Wrong.

Not only is Thanos, the Marvel Cinematic Universe's most powerful villain, evil... His ideas about overpopulation are bad and he should feel bad.

28.07.2018

Videoklick: Wie man seine wohlgenährten Freunde von gentechnisch veränderten Lebensmitteln überzeugen kann

We follow Dutch filmmakers Hidde Boersma (also a scientist and science journalist) and Karsten de Vreugd who set on a quest to tell a story about GMOs that seldom reaches the general public.

[Englische Untertitel verfügbar]


Leseklicks: Die Europäische Gerichtshof urteilt gegen Innovation und wissenschaftlichen Fortschritt

Der Europäische Gerichtshof hat geurteilt, dass neue erbgutveränderten Verfahren, wie Crispr, zur Gentechnik zu zählen sind und daher strengsten Auflagen unterliegen. Wissenschaftler reagierten geschockt über das Urteil, welches Innovation und wissenschaftlichen Fortschritt in Europa gefährdet. 





Videoklick: Why Cancer Labels Are Super Misleading

15.06.2018

Leseklick: War das Stanford Prison Experiment ein Betrug?


So wie es aussieht war das berühmte Stanford Prison Experiment des US-amerikanischen Psychologen Philip Zimbardo fingiert. Für das Experiment aus dem Jahr 1971 wurden 24 Versuchsteilnehmer zufällig in "Häftlinge" und "Gefängniswärter" eingeteilt. Das Experiment geriet rasch außer Kontrolle und die Gefängniswärter, denen angeblich keine Anweisungen gegeben wurden, begannen aus freien Stücken die Häftlinge zu misshandeln (“the guards were given no specific instruction or training on how to be guards.”). Nach sechs Tagen wurde das Experiment abgebrochen. Zimbardo und seine Kollegen kamen aufgrund des Experiments zu dem Schluss, dass unschuldige Menschen, wenn ihnen Macht gegeben wird, sie diese missbrauchen und Grausamkeiten begehen. In jedem Menschen steckt ein grausames Monster, welches durch äußere Umstände geweckt werden kann. Wir sind alle Opfer äußerer Umwelteinflüsse.

In einem äußerst ausführlicher und lesenswerter Exposé auf Medium analysierte der Autor Ben Blum unveröffentlichte Tonaufnahmen einer der Studenten Zimbardos während des Experiments. Außerdem interviewte Blum einige der damaligen Teilnehmer sowie Zimbardo selbst. Die Tonaufnahmen und die Interviews zeigen, dass die Wärter doch Anweisungen bekamen tough zu sein. Hinzu kommt, dass es sich bei einem Zusammenbruch eines Häftlings während des Experiments scheinbar um Schauspielerei handelte und nicht um einen echten Zusammenbruch. Damit fällt die ganze Konklusion des Experiments in sich zusammen. 

Das Experiment selbst war bereits seit seiner Veröffentlichung in der Kritik und innerhalb der Sozialpsychologie weniger als valide wissenschaftliche Erkenntnis angesehen, sondern eher als Demonstration oder Publicity Stunt, auf den die Medien, die allgemeine Öffentlichkeit und die Politik gerne rein fielen. Das Stanford Prison Experiment selbst war durchaus politisch motiviert (um die Gefängnisreform in den USA voranzutreiben) und wurde auch nicht einem renommierte Fachmagazin der Psychologie veröffentlicht, sondern lediglich in Naval Research Reviews. Eine "Semi-"Replikation des Experiments schlug 2002 fehl. Die Wärter im Stanford Prison Experiment misshandelten die Häftlinge nicht, weil sie eine Machtrolle inne hatten, sondern weil eine oder mehrere Autoritätspersonen - in diesem Fall die Experimentatoren - den Wärtern klar machten, dass ihr Handeln einem höheren Zweck dient, mit welchen sich die Wärter identifizieren konnten.

Da das Stanford Prison Experiment immer noch an Universität und Schulen gelehrt wird, wird es Zeit das Experiment aus dem Lehrplan zu streichen oder zumindest kritischer Betrachtung zu unterziehen. Es wird oft auch als Erklärung (und Entschuldigung) herangezogen, warum Menschen Grausamkeiten begehen, beispielsweise während des Holocaust, in My Lai oder Abu Ghraib. Als Erklärung taugt das Experiment aber nicht und hat es auch nie. Eine valide wissenschaftliche Studie ist das Stanford Prison Experiment nicht, und war es auch nie. 


11.05.2018

Leseklick: Zahl der Straftat auf einem Rekordtief

Die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik, die das Bundesinnenministerium an diesem Dienstag veröffentlicht hat, zeigen: Die Zahl der Straftaten ist niedrig wie zuletzt vor 25 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, ist gering - und doch hat jeder vierte Deutsche Angst davor. Wie damit umgehen? Und was sagt die Statistik überhaupt aus? Fragen an den Kriminologen Bernd-Rüdeger Sonnen, Professor für Strafrecht an der Universität Hamburg.

26.04.2018

Die "Bleivergiftung" von Flint

In der Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan tranken und nutzen die 100,000 Einwohner nachdem die Wasserversorgung im April 2014 umgestellt wurden war anderthalb Jahre lang unwissend durch Blei verunreinigtes Wasser. Als eine Ärztin ein Jahr nach der Umstellung der Wasserversorgung erhöhte Bleiwerte im Blut einiger Kinder feststelle und daraufhin Wissenschaftler Bleiwerte über dem erlaubten Grenzwert in Wasserproben aus Haushalten feststellen, reagierten die Behörden sehr träge. Später kommt unter anderem heraus, dass die Verantwortlichen der Stadt Flint sich nicht an die staatlichen Umweltauflagen hielten und auf Anti-Rost-Chemikalien verzichteten. Da hohe Bleiwerte neurologische Schäden anrichten, ist in den amerikanischen, aber auch deutschen Medien schnell die Rede davon, dass die Einwohner von Flint vergiftet wurden (siehe zwei Beispiele aus der deutschen Medienlandschaft: Süddeutsche Zeitung, ARD Weltspiegel). 

Eine jetzt veröffentlichte wissenschaftliche und peer-reviewte Studie zeigt jedoch, dass man nicht unbedingt von "Vergiftung" reden kann. In der öffentlich zugänglichen Studie (Pressemitteilung) mehrerer Ärzte, Toxikologen und Forschern aus Michigan und New Jersey wurde der Bleigehalt in mehr als 15,000 Blutproben von Kindern aus Flint zwischen 2006 und 2016 untersucht. Das Ergebnis: Seit 2006 hat sich der Bleigehalt im Blut der Kinder halbiert (siehe Graph). Während der Wasserkrise 2015 stieg dieser Wert minimal an, sank im Folgejahr aber wieder. Der Anstieg im Jahr 2015 war aber im Vergleich zu 2013 statistisch nicht signifikant und auch nicht größer als der zufällige Anstieg von 2010 auf 2011. Das heißt der Anstieg kann durch zufällige Schwankungen erklärt werden. Der durchschnittliche 2015 gemessene Bleigehalt im Blut war ähnlich dem gemessen Wert aus dem Jahr 2012. Die Autoren schreiben:
The random variability of the data suggests that, whereas no child should have been unnecessarily exposed to drinking water with elevated lead concentrations, changes in GM BLLs [geometric mean blood lead levels] in young children in Flint, Michigan, during the Flint River water exposure did not meet the level of an environmental emergency.

Die Autoren schreiben ferner in der Diskussion ihres Artikels, dass Kinder aus anderen Gebieten in Michigan wie beispielsweise Detroit ein weit höheren Bleigehalt im Blut haben als jene in Flint während der Wasserkrise 2014/2015. Dass der kurzzeitige minimale Anstieg des Bleigehaltes im Blut zu neurologischen Schäden führen wird, darf bezweifelt werden.

Aus der Studie soll jedoch nicht gefolgert werden, dass was in Flint geschah harmlos war, ganz im Gegenteil, die Bevölkerung wurde einem unnötigen Risiko ausgesetzt und das ist unakzeptabel. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Der mediale Aufschrei von einer Bleivergiftung ist aber im historischen Kontext übertrieben. Die Einwohner von Flint und insbesondere die Kinder in Flint sollte nicht weiter stigmatisiert werden.

In den deutschen Medien war zur der Studie zum aktuellen Zeitpunkt (26. April 2018) noch nichts zu lesen.


Hier noch ein YouTube Interview mit einem Autor der Studie, Dr. Hernán F. Gómez. Im Interview wird nicht nur seine Studie diskutiert, sondern auch die Kommunikation zwischen der Wissenschaft und den Medien. 

Videoklick: The Chicken and the Trade War

07.04.2018

Leseklick: Warum der Islamische Staat so lange regieren konnte

We unearthed thousands of internal documents that help explain how the Islamic State stayed in power so long.

Eine Antwort darauf warum der Islamische Staat so lange regieren konnte ist: Brutalität und Bürokratie. Eine weitere Antwort: Die Einnahmen durch Öl machten lediglich 15% der Einnahmen des Islamischen Staates aus, die meisten Einnahmen resultierten aus Steuern, vor allem auf Getreide. Eine weitere Antwort: Eine funktionierende Müllabfuhr, sowie Wasser- und Stromversorgung.

20.03.2018

Leseklicks: Meinungsfreiheit zwischen Wahrnehmung und Realität.




In kurz: Ein Politikwissenschaftler hat mehrere Umfragen untersucht und herausgefunden, dass die Akzeptanz für Meinungsfreiheit seit Jahren ansteige und am Größten unter Extreme Liberals (Selbstbeschreibung) sei. Politisch Linke sowie College- und Universitätsstudenten stehen allgemein mehr hinter der Meinungsfreiheit als politisch Rechte oder Bürger mit einem geringeren Bildungsgrad. Interessanterweise unterstützen aber moderate Linke hingegen am Wenigsten die Meinungsfreiheit, wenn es um rassistische Inhalte geht, im Gegensatz zu Befragten, die sich noch weiter links einordnen (auf einer Skala von 0 bis 10).  

28.02.2018

Leseklick: Russland macht Propaganda gegen gentechnisch veränderte Organismen

A recent study finds that Russia is using its social media propaganda methods to stir up controversy over genetically modified organisms (GMOs). Why would Russia want to do this? This partly goes back to Lysenko.

Leseklick: Social media and internet not cause of political polarisation

New Oxford University research suggests that social media and the internet are not the root of today’s fragmented society, and echo chambers may not be the threat they are perceived to be. In fact, only a small proportion of the population, at most, is influenced by echo chambers.

Hier der Link zur Veröffentlichung "The echo chamber is overstated: the moderating effect of political interest and diverse media".

Videoklick: John Oliver über die kommenden Wahlen in Italien

Videoklick: Folter funktioniert nicht

10.02.2018

Leseklick: Nordkoreanische Cheerleaders während der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang

Leseklick: Wie der Ausnahmezustand in Frankreich zum Regelfall wurde



Leseklick: Warum Frauen weniger als Uber-Fahrer verdienen als Männer


Hier gibt es die Uber-Studie (PDF).
We find that the entire gender gap is caused by three factors: experience on the platform (learning-by-doing), preferences over where/when to work, and preferences for driving speed.

Leseklick: Massaker in Myanmar

On Sept. 2, Buddhist villagers and Myanmar troops killed 10 Rohingya men in Myanmar's restive Rakhine state. Reuters uncovered the massacre and has pieced together how it unfolded. During the reporting of this article, two Reuters journalists were arrested by Myanmar police.

13.01.2018

Ehrenmord im KIKA?

Im Kinderkanal (KIKA), einem öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal, lief vergangenen November die 25-minütige Dokumentation "Malvina, Diaa und die Liebe" der Sendereihe "Schau in meine Welt!" über eine Beziehung zwischen dem jungen, muslimischen Flüchtling Diaa (sein Zweitname ist Mohammed) aus Aleppo und seiner jüngeren, autochthonen, christlichen und emanzipierten deutschen Freundin Malvina. Diaa, dem sein Alter zunächst mit 17 angegeben wurde und im Nachhinein auf 19 hochkorrigiert wurde, ist ein gläubiger Moslem und wie er sagt "mit einer arabisch-islamischer Kultur aufgewachsen". Dementsprechend hat er andere Ansichten und Ansprüche an seine Freundin Malvina, die er selbst bereits als seine Frau bezeichnet. Malvina solle beispielsweise keine kurzen Kleider tragen, dafür aber ein Kopftuch; sie soll kein Schweinefleisch essen, keine anderen Männer umarmen, zum Islam konvertieren und ihn heiraten. Auf Schweinefleisch verzichte sie, aber ein Kopftuch, eine Heirat oder ein Übertritt zum Islam kommt für Malvina nicht infrage. Streit ist also vorprogrammiert. Diaa hatte im Übrigen schon einmal eine Freundin in Syrien, sagt er in der Dokumentation. 

Die Kritiken (z.B., hierhier, hier, hier, hier, hier) an der Dokumentation schlagen hoch, vor allem dadurch begüngstigt, dass der KIKA das Alter von Diaa erst falsch angab. Berechtigte oder unberechtigte Kritik, es dämmert mir ein wenig, dass einige Kritiken (gewollt oder ungewollt) implizieren, dass Beziehungen mit einem gläubigen Moslem, sollte sich die Frau nicht unterwerfen und/oder Schluss machen, in Gewalt enden (wie in Kandel geschehen). Um diese These, dass Beziehungen mit gläubigen Moslems tödlich enden, zu unterstützen, werden Ehrenmorde, die sich in Deutschland zugetragen haben, aufgelistet.

Auf Zettels Raum schreibt Llarian:

Das Schlimme ist, bei ehrlicher Betrachtung wissen wir nahezu alle, worauf das Ganze hinauslaufen wird, ja hinauslaufen muss. Entweder wird das Mädchen [Malvina] sich dem Mann [Diaa] unterwerfen oder es wird am eigenen Leib erleben, was der Begriff Ehre in seinem Wertesystem meint und was "ihr Mann" damit meint, wenn er davon spricht, dass sie ihm gehört. Im besten Fall gelingt es ihr unerkannt unterzutauchen und dem Schrecken zu entgehen, der ihr bevor steht.


Oder bei Tichys Einblick:
Und man darf sich fragen, ob sie [Malvina] unbeschadet aus der Beziehung zu Diaa herauskommt, wenn einmal zu Ende ist, was statistisch in Deutschland unweigerlich zu Ende gehen wird.

Diese Schlussfolgerung, dass eine Beziehung mit einem gläubigen Moslem entweder mit Unterwerfung oder mit Gewaltandrohung endet, in manchen Fällen sogar tödlich, ist haltlos. Malvina wird mit ziemlicher Sicherheit, wenn sie die Beziehung beenden sollte, nicht mit dem Tode bedroht werden, geschweige denn untertauchen müssen oder gar ermordet werden. Ja, es gibt Ehrenmorde in Deutschland und ja, diese werden von Muslimen verübt. Das heißt aber nicht, dass wenn eine Beziehung zu einem gläubigen Moslem beendet wird, diese per se mit einem angedrohten oder vollendeten Ehrenmord endet. Diese Schlussfolgerung folgt dem bekannten Muster, dass alle Terroristen Muslime seien, und folglich alle Muslime Terroristen seien. Das ist nicht nur Humbug und ohne jegliche Belege, sondern solche eine Schlussfolgerung ist kollektivistisch-generalisierend und gefährlich.

Um solch einem Schluss ziehen zu können, müssten folgende Daten empirisch erhoben werden: (1) Die Anzahl der Beziehungen mit einem gläubigen Moslem, die durch die Partnerin beendet werden; (2) Die Anzahl der angedrohten oder durchgeführten Ehrenmorde in Folge einer dieser beendeten Beziehungen. Zusätzlich sollten die entsprechenden Daten für eine Kontrollgruppen, mit ähnlichem Alter, Bildung, usw., erhoben werden: (3) Die Anzahl der Beziehungen im Rest der Bevölkerung mit ähnlichen Eigenschaften, die durch die Partnerin beendet werden; (4) Die Anzahl der angedrohten und durchgeführten "Gewalttaten" in Folge einer dieser beendeten Beziehungen.

Sollte hierbei dann herauskommen, dass Metrik (1) und (2) gleich sind ((1) = (2)), also jede beendete Beziehung mit einem gläubigen Moslem in mindestens angedrohter Gewalt endet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass eine Beziehungen mit gläubigen Moslems zu beenden gefährlich werden könnte. Dieses Ergebnis halte ich aber für vollkommen ausgeschlossen. Es gehen Tag für Tag dutzende Beziehungen in die Brüche, auch zwischen gläubigen Moslems und deren "ungläubigen" Partnerinnen. Ferner müsste untersucht werden, ob der Anteil (1)/(2) größer als der Anteil (3)/(4) ist, also ob der Anteil an Gewalttaten durch Ex-Partner signifikant höher ist, wenn der Ex-Partner ein gläubiger Muslim ist im Vergleich zu einem nicht-gläubigen Ex-Partner. Nur dann könnte man zu der Schlussfolgerung kommen, dass eine Beziehung mit einem gläubigen Moslem zu beenden gefährlich sein könnte, aber nicht muss (!), als mit einem nicht-gläubigen Moslem, Christ, Ungläubigen etc,.

Menschen sind Individuen und so sollten sie beurteilt werden. Generalisierende Urteile sind nicht der der Kern, auf dem eine liberale und freie Gesellschaft beruht. Eine Dokumentation, die zeigt, dass Beziehungen zwischen Menschen zweier unterschiedlicher Kulturkreise und Religionen möglich sind, ist gut und richtig. Zu behaupten, dass eine Beziehung zwischen einem gläubigen Moslem und einer Christin gefährlich ist und in entweder Unterwerfung oder Gewalt enden wird, ist falsch. Vermutlich verursacht die jetzige Diskussion mehr Schaden für die Beiden, als die Dokumentation oder die Beziehung an sich je verursacht hätte.


Siehe auch die Diskussionsrunde im Hessischen Rundfunk: Engel fragt - Spezial Malvina, Diaa und die große Aufregung über einen KiKA-Film

Anmerkung dies Bezüglich: Diaa bekommt inzwischen Morddrohungen von Islamisten, da er sich zu viel von seiner Freundin Malvina sagen lässt, so die Fernsehdirektorin des Hessischen Rundfunks Gabriele Holzner bei Engel fragt.

Videoklick: Wie ich Fake News wurde