Im Kinderkanal (KIKA), einem öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal, lief vergangenen November die 25-minütige Dokumentation "
Malvina, Diaa und die Liebe" der Sendereihe "
Schau in meine Welt!" über eine Beziehung zwischen dem jungen, muslimischen Flüchtling Diaa (sein Zweitname ist
Mohammed) aus Aleppo und seiner jüngeren, autochthonen, christlichen und emanzipierten deutschen Freundin Malvina. Diaa, dem sein Alter zunächst mit 17 angegeben wurde und im Nachhinein auf 19 hochkorrigiert wurde, ist ein gläubiger Moslem und wie er sagt "
mit einer arabisch-islamischer Kultur aufgewachsen". Dementsprechend hat er andere Ansichten und Ansprüche an seine Freundin Malvina, die er selbst bereits als seine Frau bezeichnet. Malvina solle beispielsweise keine kurzen Kleider tragen, dafür aber ein Kopftuch; sie soll kein Schweinefleisch essen, keine anderen Männer umarmen, zum Islam konvertieren und ihn heiraten. Auf Schweinefleisch verzichte sie, aber ein Kopftuch, eine Heirat oder ein Übertritt zum Islam kommt für Malvina nicht infrage. Streit ist also vorprogrammiert. Diaa hatte im Übrigen schon einmal eine Freundin in Syrien, sagt er in der Dokumentation.
Die
Kritiken (z.B.,
hier,
hier,
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hier,
hier) an der Dokumentation schlagen hoch, vor allem dadurch begüngstigt, dass der KIKA das Alter von Diaa erst falsch angab. Berechtigte oder unberechtigte Kritik, es dämmert mir ein wenig, dass einige Kritiken (gewollt oder ungewollt) implizieren, dass Beziehungen mit einem gläubigen Moslem, sollte sich die Frau nicht unterwerfen und/oder Schluss machen, in Gewalt enden (wie in
Kandel geschehen). Um diese These, dass Beziehungen mit gläubigen Moslems tödlich enden, zu unterstützen, werden
Ehrenmorde, die sich in Deutschland zugetragen haben, aufgelistet.
Auf
Zettels Raum schreibt Llarian:
Das Schlimme ist, bei ehrlicher Betrachtung wissen wir nahezu alle, worauf das Ganze hinauslaufen wird, ja hinauslaufen muss. Entweder wird das Mädchen [Malvina] sich dem Mann [Diaa] unterwerfen oder es wird am eigenen Leib erleben, was der Begriff Ehre in seinem Wertesystem meint und was "ihr Mann" damit meint, wenn er davon spricht, dass sie ihm gehört. Im besten Fall gelingt es ihr unerkannt unterzutauchen und dem Schrecken zu entgehen, der ihr bevor steht.
Und man darf sich fragen, ob sie [Malvina] unbeschadet aus der Beziehung zu Diaa herauskommt, wenn einmal zu Ende ist, was statistisch in Deutschland unweigerlich zu Ende gehen wird.
Diese Schlussfolgerung, dass eine Beziehung mit einem gläubigen Moslem entweder mit Unterwerfung oder mit Gewaltandrohung endet, in manchen Fällen sogar tödlich, ist haltlos. Malvina wird mit ziemlicher Sicherheit, wenn sie die Beziehung beenden sollte, nicht mit dem Tode bedroht werden, geschweige denn untertauchen müssen oder gar ermordet werden. Ja, es gibt Ehrenmorde in Deutschland und ja, diese werden von Muslimen verübt. Das heißt aber nicht, dass wenn eine Beziehung zu einem gläubigen Moslem beendet wird, diese per se mit einem angedrohten oder vollendeten Ehrenmord endet. Diese Schlussfolgerung folgt dem bekannten Muster, dass alle Terroristen Muslime seien, und folglich alle Muslime Terroristen seien. Das ist nicht nur Humbug und ohne jegliche Belege, sondern solche eine Schlussfolgerung ist kollektivistisch-generalisierend und gefährlich.
Um solch einem Schluss ziehen zu können, müssten folgende Daten empirisch erhoben werden: (1) Die Anzahl der Beziehungen mit einem gläubigen Moslem, die durch die Partnerin beendet werden; (2) Die Anzahl der angedrohten oder durchgeführten Ehrenmorde in Folge einer dieser beendeten Beziehungen. Zusätzlich sollten die entsprechenden Daten für eine Kontrollgruppen, mit ähnlichem Alter, Bildung, usw., erhoben werden: (3) Die Anzahl der Beziehungen im Rest der Bevölkerung mit ähnlichen Eigenschaften, die durch die Partnerin beendet werden; (4) Die Anzahl der angedrohten und durchgeführten "Gewalttaten" in Folge einer dieser beendeten Beziehungen.
Sollte hierbei dann herauskommen, dass Metrik (1) und (2) gleich sind ((1) = (2)), also jede beendete Beziehung mit einem gläubigen Moslem in mindestens angedrohter Gewalt endet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass eine Beziehungen mit gläubigen Moslems zu beenden gefährlich werden könnte. Dieses Ergebnis halte ich aber für vollkommen ausgeschlossen. Es gehen Tag für Tag dutzende Beziehungen in die Brüche, auch zwischen gläubigen Moslems und deren "ungläubigen" Partnerinnen. Ferner müsste untersucht werden, ob der Anteil (1)/(2) größer als der Anteil (3)/(4) ist, also ob der Anteil an Gewalttaten durch Ex-Partner signifikant höher ist, wenn der Ex-Partner ein gläubiger Muslim ist im Vergleich zu einem nicht-gläubigen Ex-Partner. Nur dann könnte man zu der Schlussfolgerung kommen, dass eine Beziehung mit einem gläubigen Moslem zu beenden gefährlich sein könnte, aber nicht muss (!), als mit einem nicht-gläubigen Moslem, Christ, Ungläubigen etc,.
Menschen sind Individuen und so sollten sie beurteilt werden. Generalisierende Urteile sind nicht der der Kern, auf dem eine liberale und freie Gesellschaft beruht. Eine Dokumentation, die zeigt, dass Beziehungen zwischen Menschen zweier unterschiedlicher Kulturkreise und Religionen möglich sind, ist gut und richtig. Zu behaupten, dass eine Beziehung zwischen einem gläubigen Moslem und einer Christin gefährlich ist und in entweder Unterwerfung oder Gewalt enden wird, ist falsch. Vermutlich verursacht die jetzige Diskussion mehr Schaden für die Beiden, als die Dokumentation oder die Beziehung an sich je verursacht hätte.
Anmerkung dies Bezüglich: Diaa bekommt inzwischen Morddrohungen von Islamisten, da er sich zu viel von seiner Freundin Malvina sagen lässt, so die Fernsehdirektorin des Hessischen Rundfunks Gabriele Holzner bei
Engel fragt.