Es sollte selbstverständlich außer Frage stehen, dass an den deutschen Universitäten nicht alles so läuft wie es laufen sollte und einige der Forderungen der Studenten vollständig zu unterstützen sind, aber dennoch sollten an der Verbesserung der Lage am wenigsten Pajamatragende revolutionsromantische Studenten beteiligt sein, die beispielsweise in Osnabrück mit der Positionierung eines "Liebeswohnwagen" vor dem besetzen Hörsaal bewiesen haben, wie ernst sie es mit der Bildung meinen. Hinzu kommen Arbeitsgruppen mit den wohlklingenden Bezeichnungen "AK Solidarität" und "AK Volksküche", die man sich durchaus in der DDR hätte vorstellen können, eine Drum'n'Bass-Dance-Party im besetzten Unihörsaal, Poetry-Slam-Contest, Banner mit revolutionären geballten Fäusten und die typischen Parolen vom stressigen BA- und Unileben, der Ökonomisierung der Universitäten und so weiter... Es erinnert alles mehr an eine Studentenparty, gesponsort von der Asta und der Linken, als an eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Bildungsmisere.
Alles scheint schlecht zu sein so wie es jetzt ist, einzigst Marx kennt den Ausweg - und selbstverständlich die glorreichen und mutigen "Besatzer", moderne Helden, die sich gegen die Zwänge der turbokapialistischen Gesellschaft standhaft wehren und der Ansicht sind im Namen aller Studenten ein neues Bildungssystem zu fordern.
Bereits der erste Punkt des Positionspapiers der Uni Osnabrück befasst sich - wie nicht anders zu erwarten wäre - mit der Ökonomisierung der Hochschulen. So heißt es:
"Es ist ausschließlich Sache des Individuums, sich für Bildungswege und Studiengänge nach eigenen Maßstäben zu entscheiden. Ein von ökonomischen Interessen geleitetes Bildungswesen birgt die Gefahr, diesen Entscheidungsfreiraum einzuschränken. Vielmehr ist eine marktwirtschaftliche Wertung von Bildung oder Ausbildung hinsichtlich der im Idealbild formulierten Bildungsziele nicht relevant. Jegliche Fachbereiche und wissenschaftliche Disziplinen werden unabhängig ihrer marktwirtschaftlichen „Verwertbarkeit“ als gleichberechtigt angesehen und behandelt.
[...]
Gegenwärtig wird Bildung hauptsächlich als Ware nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet und angeboten. Studiengänge werden nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen der Absolventen für den späteren Arbeitsmarkt evaluiert. Die Vermittlung von Wissen richtet sich immer stärker nach den Anforderungen der Arbeitswelt. Gelder werden großteils nach Prestige von Fächern und dem erwarteten Gewinn aus der Forschung in diesen Fächern verteilt. [...] Zwischen den Universitäten herrscht unter anderem im Rahmen der Exzellenzinitiative ein Wettbewerb um die meisten Drittmittel, gleichzeitig gibt es unter den Studierenden Wettbewerb um die besten Noten und um die späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Forderungen[:]
[...]
Ein Recht auf Vollstudium. Jeder Bachelorabsolvent hat Anrecht auf einen Masterstudienplatz.
[...]
In der Prüfungsordnung muss vermittelt werden, dass die Studiendauer kein Qualitätsmerkmal des Abschlusses ist.
[...]
Abschaffung jeglicher Anwesenheitskontrollen für Vorlesungen, in denen die Anwesenheit nicht die einzige zu erbringende Leistung ist.
[...]"
Klingt so, als hätten manche Studenten keine Lust zu "studieren" und später einen Arbeitsplatz zu finden und so, als handelt es sich bei Deutschland um ein kapitalistisches Land. Ich möchte mich nun aber gar nicht allzu sehr mit diesen Punkten auseinandersetzen, dies haben bereits andere liberale Blogger ausführlich getan (siehe z.B. die Lesetipps am Ende des Beitrags).
Hier nur ein kurzes Statement meinerseits:
Der einzige Ausweg aus der Bildungsmisere besteht aus klassisch liberaler Sicht darin, dass man endlich Bildung und Staat trennt, so wie man Kirche und Staat und Wirtschaft und Staat zu trennen hat. Durch eine Ökonomisierung des Bildungswesens könnte eine vielfältigere und qualitativ hochwertigere Bildung geschaffen werden, die unter der jetzigen staatlichen Vormundschaft unmöglich ist. Gerade der verteufelte Wettbewerb unter den Universitäten führt zu einer Steigerung der Qualität und Lernbedingungen, weshalb die Hochschulen autonomer und freier in ihrem eigenen Handeln werden müssen. Es sollte lediglich Sache der einzelnen Universitäten sein, wie was wann wo wem gelehrt wird. Es darf nämlich nicht sein, dass zum Einem der Staat bestimmt was gelehrt wird und wie und zum Anderen, dass ein Bürger das Studium anderer finanzieren muss, vor allem dann, wenn die Investition sich gar nicht lohnt und der spätere Nutzen gleich Null ist.
Ferner müssen sich Studenten endlich darüber klar werden, dass es im Studium nicht darum geht die Schulzeit zu verlängern, Parties zu feiern und sich "Bildung" anzueigenen, sondern dass es darum geht mithilfe der eigenen Talente und Wünsche seinen Wert auf dem Arbeitsmarkt zu steigern. Punkt.
Lesetipps:
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