27.04.2007

Eine militarisierte Kultur der Gewalt

Auf der Seite des Tagesspiegel erschien ein toller Bericht über die Ursachen der Gewalt im Irak.
Dabei wird das Problem angesprochen, dass seit dem Irak-Iran-Krieg die irakische Gesellschaft, das Leben jedes einzelnen Irakers zunehmend militarisiert wurde. Die Farbe "Kahki", die Farbe des Militärs begann zu dominieren. Dadurch entstand eine Kultur der Gewalt. So wird in dem Artikel erwähnt, habe alles hiermit angefangen:
"Damals heftete Saddam Hussein im irakischen Fernsehen einem alten Mann einen Orden an die Brust. Der Grund: Der Mann hatte seinen Sohn getötet, weil der nicht in den Krieg ziehen wollte. Gesetzlich war es nun möglich, aus Patriotismus den eigenen Sohn zu ermorden."

"Jeder Iraker musste den Umgang mit Waffen erlernen. Neben der regulären Armee gründete die Regierung eine „Kinderarmee“, eine „Jugendarmee“ und eine „Volksarmee“. Im Fernsehen lief täglich die Sendung „Der Führer im Herzen der Dichter“, in der ein bekannter Poet in kakhifarbener Militärkleidung auftrat und Gedichte über den Krieg und den Führer rezitierte. Vor den Gebetsrufen lief fünf mal am Tag die Sendung „Bilder von der Front“, in der Gefallene gezeigt wurden, begleitet von der furchterregenden Stimme des palästinensischen Dichters Adib Naser, gefolgt von mehrstündigen Ansprachen Saddams. Während dieses und aller folgenden Kriege regierte im Irak die Baath-Ideologie, es gab öffentliche Hinrichtungen, Abschiebungen von Schiiten als „unreiner irakischer Rasse“, Verhaftungen politischer Gegner. Das Land kannte fast nur noch eine Farbe: Khaki, die Farbe des Militärs."

Der tunesischen Dichters Ali Dob dazu:
„Das ist ein Land, das anderen Ländern nicht gleicht. Die Mauern sind khaki. Die Milch der Kindheit ist khaki. Und auch ich bin khaki geworden. O, ihr Dichter der Prophezeiung! Dieses Land ist rein!“

Ein andere Dichter schrieb:
„Wir folgen euch, um Köpfe abzuschneiden, wir tragen euer Licht und marschieren.“

Die kuwaitische Dichterin Suad Al Sabah:
„Der Dichter, den wir wollen, muss wie ein Soldat an der Front sein. Gedichte, die nicht nach Blut und Schießpulver riechen, sind verdorbene Gedichte. Der kompromissbereite Dichter ist wie ein Soldat, der von der Front flieht. Wir müssen ihn verfolgen und seine Gedichte verbrennen.“

Ein ägyptischer Dichter schrieb an Saddam:
„Hacke den Verrätern im Exil die Köpfe ab und schicke sie per Post an ihre Herren zurück.“

Dies ist unter anderem ein Grund der zu der Gewaltbereitschaft im Irak führt, bzw. führen musste. Weitere Ursachen aus dem Artikel:

  • die arabischen, diktatorisch regierten Nachbarländer
  • die Angst vor einem demokratischen Irak haben
  • alte iranische und türkische Interessen im Irak
  • die islamischen Paramilitärs
  • "Nicht zuletzt spielt die seltsame Demokratie eine Rolle, die die US-Truppen mit Panzern und Maschinengewehren realisieren wollen, die zahllosen Fehler der irakischen Regierung und der im Weißen Haus."


Hoffnung?
"Das Land braucht eine neue Kultur, braucht Menschen, die mit Wörtern wie „Leben“ und „Liebe“ umgehen können. Die US-Regierung und ihre irakischen Polit-Lieblinge jedoch, aber auch Al Qaida und die islamischen Militärgruppierungen aus dem Ausland haben nur Soldaten, Bomben, Raketen und Massaker im Marschgepäck. Sir bringen eine neue militärische Kultur – einen neuen „Khakismus“."

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