Da hat der Herr Chávez sich aber mal was einfallen lassen. Erst gibt er sich als Held und befreit einige Geiseln aus den Armen der FARC und nun droht er zusammen mit seinem ebenfalls linksgerichten und amerikahassenden Amtskollegen in Ecuador Kolumbien mit Krieg. Kolumbien hatte zuvor ein Lager der FARC, der Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens, im Grenzgebiet zu Ecuador bombardiert und die Nummer 2 der FARC, Raúl Reyes, "massakriert, während dieser schlief" - so der Präsident Ecuadors. . Bei Raúl Reyes handelt es sich um einen führende Persönlichkeit in den Reihen der FARC und um einen der Radikalsten. Mit seiner Ausschaltung erlitt die FARC einen Tiefschlag. Er selbst bezeichnete sich als "reiner Marxist".
In Ecuador nämlich gibt man der Guerilla- / Terrororganisation FARC Unterschlupf. In Kolumbien vermutet man ebenso Verbindungen zwischen der ecuadorischen Regierung und der FARC. Das gleiche gilt für Venezuela.
Raúl Reyes wurde mit 16 anderen Guerilleros getötet. In Kolumbien feierte man den Militärschlag, der mit der Hilfe amerikanischer Aufklärungspolitik möglich geworden ist. Es sei der "schwersten Schlag gegen die Farc seit ihrer Gründung". Chávez gönnte dem Guerillaführer hingegen eine Schweigeminute im Fernsehen und nannten Reyes einen "guten Revolutionär". Er sprach von einem "Massaker". Rafael Correa, der Präsident Ecuadors, und der ehemalige Rebellenchef und nun Präsident Nicaraguas Daniel Ortega outeten sich auch als Fans von Reyes. Neue Dokumente auf Reyes Laptop, den kolumbianische Streitkräfte sichergestellt haben, sollen außerdem beweisen, dass es Kontakte zwischen der FARC und Correa gibt.
Als Reaktion auf die Militäraktion, für die sich Kolumbien übrigens beim Nachbarn Ecuador entschuldigte, verlegten Ecuador und Venezuela Truppen an die Grenze zu Kolumbien. Botschaften wurden geschlossen und Botschafter einbestellt. Chávez drohte bei selbigen Vorgehen in venzuelanischem Gebiet mit Krieg. Correa drohte "schwerste Konsequenzen" an.
"Kommen Sie nicht auf die Idee, etwas Ähnliches hier zu probieren. Eine militärische Intervention auf venezolanischem Gebiet wäre für uns ein Kriegsgrund. " Chávez
Chávez nannte den Militärschlag einen "feigen Mord, alles kalt berechnet". Die Kolumbianer hätten Reyes Körper als "Trophäe" mitgenommen. Dies könne zu einem Krieg in Südamerika führen.
"Draculas Reißzähne sind mit Blut befleckt. [bzgl. Uribe sei ein Schosshund Amerikas]
Im TV sagte Chávez:
"Herr Verteidigungsminister, verlegen sie sofort für mich 10 Battalione - Panzer Battalione - an die Grenze zu Kolumbien. Formieren sie die Luftwaffe."
Chávez versucht mit diesem Schachzug von innerpolitischen Problemen abzulenken. Die Inflation steigt und seine Umfragewerte haben einen Tiefpunkt erreicht.
Ein Krieg mit dem wirtschaftlich wichtigem Nachbarland Kolumbien scheint aber dennoch unwahrscheinlich. Kolumbien ist militärisch seinen beiden Nachbarn klar überlegen. Bei Spiegel heißt es aber trotzdem:
"Dennoch ist nicht auszuschließen, dass Chávez sich in ein militärisches Abenteuer stürzt: Er ist Soldat und denkt in militärischen Kategorien. Zu gern würde er als Märtyrer in die Geschichte eingehen."
Chávez, der bekanntlich gute Kontakte zum Iran hat, stellte einen aberwitzigen Vergleich auf:
"Wir werden nicht zulassen, dass Kolumbien das Israel Südamerikas wird. [...] Wir müssen Kolumbien von der US-Herrschaft befreien."
So eine Virus in Südamerika wie Israel einer im Nahen Osten ist, kann der Chávez mal gar nicht gebrauchen. Obendrein wird Kolumbien auch noch von den imperialistischen USA militärisch unterstützt (Ob es dort eine große Kolumbien-Lobby gibt?). Es geht hart gegen die Rebellen vor und gilt letzte Bastion von Amerika-Freundlichkeit in Südamerika. Das Existenzrecht von Kolumbien darf angezweifelt werden. Nur irgendwie fehlt in dieser Kausalkette der Holocaust, eine Zwei-Staaten-Lösung und ein unterdrücktes Volk. Und Hitler!
Vielleicht fürchtet Chávez, dass Venezuela zum Gazastreifen des Südamerikas wird. Selbst schuld wäre er aber schonmal.
Zudem unterstellte Chávez Kolumbien, dass es zunehmend zu einem "terroristischen Staat" werde. Der Militärschlag sei ein Schlag "gegen den Frieden und gegen das humanitäre Abkommen" gewesen. Bei Uribe, dem Staatschef von Kolumbien, handele es sich außerdem um einen "Kriminellen".
"Wir wollen keinen Krieg, aber wir werden es dem Imperium oder seinem Schoßhund Präsident Uribe nicht erlauben, uns zu schwächen."
Kolumbien unterstellte der FARC inzwischen, dass diese versucht habe 50 Kilogramm Uran zu kaufen.
Die FARC:
Die FARC hält bis zu 1000 Kriegsgefangene fest. Unter ihnen befinden sich rund 40 Politiker. Anfangs handelte es sich um eine "Organisation" von frustrierten Bauer. Sie entwickelte sich aber zu einer Drogenorganisation, die mit Entführungen und Drogen versucht an möglichst viel Geld zu kommen. So wurde bei dem getöteten Reyes eine Rolexuhr gefunden.
Genauer gesagt entstand die FARC aus der Bloque Sur, welche der militärische Arm der kommunistischen Partei Kolumbiens war. Sie wurde von neben den Kommunisten auch von liberalen und radikalen Bauern unterstützt und sah sich selbst als bäuerliche Selbstverteidigungsgruppe gegen Großgrundbesitzer und das Militär. Sie bezeichnet sich heute als "marxistisch-leninistisch und bolivarisch" und verdient ein Großteil ihres Geldes mit Kokain und Erpressung. Die FARC hat etwa 16.000 Menschen (davon 40% Frauen) unter Waffen. Sie kontrolliert etwa 35% von Kolumbien und kontrolliert dort die Gesetzgebung.
Die FARC verübt Massaker an Zivilisten und setzt Minen ein. Außerdem gehören Geiselnahmen zu ihrem täglichen Brot. Ihr Regierungsstil ist autoritär und militärisch. Als ein Feind der FARC gilt die AUC, welche sich zum Ziel gesetzt hat die FARC mit allen Mitteln auszulöschen.
Einige erschreckende Fakten über Kolumbien:
Jede zweite Geiselnahme findet in Kolumbien statt und Kolumbien ist derzeit das Land mit den meisten Minenopfern, durchschnittlich mehr als drei pro Tag. Die Straflosigkeit liegt angeblich bei 99,5 %. 60% aller Todesfälle bei Männern im Alter zwischen 14 und 44 Jahren werden durch Gewalt verursacht. In manchen Regionen kommen auf 100 Einwohner ein Mord (Landesdurchschnitt: 77,5 Morde por 100.000 Einwohner). Damit hat Kolumbien die höchste Mordrate der Welt (zehnmal so hoch wie die der USA). Man geht davon aus, dass in militärischen Auseinandersetzungen seit 1964 200.000 Menschen getötet wurden und 2 Millionen flüchten mussten.
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