16.08.2010

Von einem vergessenen Völkermord

Listen to the yell of Leopold’s ghost
Burning in Hell for his hand-maimed host
Hear how the demons chuckle and yell
Cutting his hands off, down in Hell.
Nicholas Vachel Lindsay, 1914

Noch heute herrscht im Osten des Kongo ein bitterer Bürgerkrieg, der im ganzen Land seit 1998 über 5,4 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Trotz der größten UN-Friedenstruppe in der Geschichte der Vereinten Nationen scheitert die internationale Gemeinschaft das 70 Millionen Einwohner zählende Land in Zentralafrika, welches knapp fünfmal so groß wie Frankreich ist, zu befrieden.

In den östlichen und nordöstlichen Provinzen Kivu, Ituri und Haut-Uele sind bis heute Vergewaltigungen und Überfalle durch Rebellentruppen sowie Regierungstruppen an der traurigen Tagesordnung. Kein Konflikt nach dem zweiten Weltkrieg hat mehr Menschenleben gefordert, als der zweite Kongokrieg. 


Die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo ist eine lange und verworrene. Ich möchte lediglich auf die Zeit aufmerksam machen, in welcher sich der Freistaat Kongo im Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II befand (Randnotiz an Hans-Hermann Hoppe: Wie war das gleich nochmal mit der guten Monarchie und Privatbesitz?). Von 1885 bis 1908 fand unter der Herrschaft des Königs Leopold II im Kongo die Hälfte der Bevölkerung den Tod. Zwischen 8 und 10 Millionen Kongolesen starben in Folge der brutalen Ausbeutungspolitik des Königs bevor das Land durch internationalen Druck 1908 belgische Kolonie wurde. Bis dahin hatte sich die Bevölkerung des Kongo-Freistaates halbiert.

Viele Kongolesen wurden brutal misshandelt, ermordet und verstümmelt. Jedes Dorf musste eine bestimmte Menge Kautschuk an die im Land verteilten Sammelstellen liefern. Konnte ein Dorf nicht genug Kautschuk vorweisen oder die Lieferung kam zu spät, wurde entweder das gesamte Dorf niedergebrannt und die Bewohner erschossen oder die Frauen, die zuvor als Geiseln genommen wurden waren, ermordet. Viele Frauen wurden brutal vergewaltigt und starben in der Geiselhaft. Eine weitere Form der Bestrafung war das Abhacken der Hände.


Um zu vermeiden, dass Munition bei der Jagd auf wilde Tiere verschwendet wurde, mussten die Soldaten der königlichen Privatarmee Force Publique - ein Großteil selbst entführte Afrikaner - die Hände der erschossen Menschen vorzeigen. Dies führte dazu, dass vielen Kongolesen, um verbrauchte Munition zu rechtfertigen, die Hände abgehackt wurden. Des Weiteren wurden angeblich besonders fleißige Soldaten, die besonders viele Hände vorzeigen konnten, früher aus dem Dienst entlassen. Ein anderer Grund für die vielen abgehackten Hände könnte ferner sein, die Kongolesen unter Druck zusetzen noch mehr Kautschuk zu sammeln.


In dem Buch River Congo schrieb Peter Forbath:
The baskets of severed hands, set down at the feet of the European post commanders, became the symbol of the Congo Free State. ... The collection of hands became an end in itself. Force Publique soldiers brought them to the stations in place of rubber; they even went out to harvest them instead of rubber... They became a sort of currency. They came to be used to make up for shortfalls in rubber quotas, to replace... the people who were demanded for the forced labour gangs; and the Force Publique soldiers were paid their bonuses on the basis of how many hands they collected.

Aufmerksam wurde ich im Übrigen auf die Schandtaten Leopold II beim Anschauen des großartigen Films Blood Diamond von Edward Zwick.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"In Kriegen gewinnen die Reichen, sterben die Armen." Jean Paule Sartre