22.04.2008

Ökofaschistische Neonazis unterwandern vermehrt die Musikrichtung des Hardcore

Ein sehr interessanter Telepolisartikel zu der aufkommenden Musikrichtung NS-Hardcore und NS SE (National Socialist Straight Edge), denn vermehrt sucht sich nationalsozialistisches Gedankengut seinen Weg in die Musikrichtung des Hardcore und Straight Edge. Neu ist das Ganze natürlich nicht, aber diese Art der Musik nimmt immer weiter zu.

Telepolis - Drogenfrei und deutsch dabei
"[...] [M]ittlerweile gibt es eine internationale rechtsextreme Hardcore- und Hatecore-Szene. Die Interpreten heißen Blue Eyed Devils, Teardown, H8Machine (alle stammend aus den USA) oder Moshpit, Eternal Bleeding (beide Altenburg/Thüringen) oder Hope for the weak (Dresden/Sachsen). In den USA hat sich unter der neonazistischen Organisation Terror Edge ein regelrechtes drogenfreies und musikzentriertes Netzwerk gebildet mit einer Vielzahl von Bands, Labels und Szeneanhängern. Auch in Deutschland entstehen Strukturen. Das Label Until the End Records setzt auf NS Hatecore und probiert sich zugleich als Versandhandel. Das New Hate Zine nennt sich "NS HC-Online-Magazin" und vernetzt sich mit anderen rechten Hardcore-Labels, bespricht Bands und führt Interviews in der rechten Hardcore-Szene. Die Liste der Beispiele ließe sich fortsetzen."

Natürlich sind nicht alle dieser NS-Hardcore Bands Straight Edge. Viele sind weiterhin führend im konsum von deutschem Alkohol (wahlweise auch russisch). Aber beispielsweise hat die NS HC-Band Anger Within - so im Artikel - in einem Interview ausgesagt, dass "versoffene Kameraden nicht dem Bild eines "deutschen Freiheitskämpfers" entsprechen würden".

Interessant macht den Hardcore seine antikapitalistische Verankerung. Diese wiederum lässt sich sehr gut ausnutzen (nicht nur von Linken):
"Antikapitalismus, Globalisierungskritik und Antisemitismus sind der heutige ideologische Kitt der Rechtsextremen. Wer gegen Globalisierung ist, stimmt gegen die USA und so auch gegen Israel als Verbündeter. Wer gegen Israel und die USA ist, meint gegen eine mammonistische Weltherrschaft zu sein und nennt sich Antikapitalist. Antikapitalistisch motivierter Antisemitismus stellt auch eine Verbindung zwischen rechtem Black Metal und rechtem Hardcore her, wenn die Szenen auch sonst wenig gemeinsam haben."

Der Black-Metal-Szene wird u.a. vorgeworfen, sie würde sich an "Judenfirmen" verkaufen.
"So meint die deutsche NS Hatecore-Band Might of Rage in Bezug auf Straight Edge, dass sich vor allem "Nasen" am Tabakkonsum Geld verdienen würden, man so "Lügenausstellung(en)" bezahle und der Staat Israel finanziert werde."

Außerdem bemüht man sich um Imagegewinn in dem man sich dem wachsenden Ökotrand anschließt.
"Rechtsextreme Bands lassen antikapitalistische Strategien mit ökofaschistischen Umweltaspekten verschmelzen."

Dabei wird die Heimat und die Natur betont, welche durch den Kapitalismus, die Amerikanier, die Juden usw. (die üblichen Sündenböcke eben) zerstört wird.
"So heißt es [in einem] Song "Capitalism kills": "Capitalism kills – the animals – the mankind – the nature – the world". Diese Zeile könnte auch von einer linken Band stammen [...]."

Doch die sonst eher linke Hardcore-Szene ist sich des Problems der Nazifizierung bewusst und kämpft dagegen an:
"In den letzten Jahren wehrte sich die Szene auch immer wieder mit Aktionen wie "Good Night White Pride" oder "Let's fight White Pride" gegen rechte Vereinnahmungsversuche. Zugleich deuten Rechtsextremisten die Aktionen um, so etwa in "Good Night Left Side". All das gleicht einem Bedeutungstennis nach dem Anti-Antifa-Prinzip, eine Aktion, die als Reaktion Rechtsextremer zur Bekämpfung der Antifa initiiert wurde. Mache das, was der Gegner macht."

Die Grenzen zwischen Links und Rechts scheinen zu verschwinden, wenn es sie überhaupt jemals gab.
"Bei all dem muss man fragen, was das heute genau sein soll, Links und Rechts? Links und Rechts sind keine geschlossenen Überzeugungssysteme mit diametralen Stoßrichtungen, Links und Rechts bewegen sich in einem politischen Kontinuum und weisen durchaus Schnittstellen auf. So kam eine Studie der FU-Berlin der Forscher Bodo Zeuner und Richard Stöss (und andere) zum dem Ergebnis, dass jedes fünfte Gewerkschaftsmitglied heute ein rechtsextremes Weltbild hat."

Die Rechteszene versucht weiterhin Anhänger zu gewinnen, indem sie die Ängste oder besser vielleicht Vorurteile der Menschen missbraucht:
"Rechtsextreme Musik bleibt Begleitmusik zu Rassenhass und Diskriminierung, sie bleibt Musik von Neonazis für Neonazis, aber eben auch für welche, die im Globalisierungsgewühl nicht wissen wo sie stehen sollen und Orientierung suchen."

Paradox ist dennoch natürlich alles. NS HC ist international vernetzt via Internet, gibt sich aber globalisierungsfeindlich:
"Bemerkenswert ist schon, dass es einen Trend hin zur Amerikanisierung von Namen und Texten im deutschen Rechtsrock und gerade im Hardcore gibt, man aber zugleich in den Chor der Entrüsteten gegen Amerika einstimmt. Es gibt sogar internationale Band-Besetzungen.

[...]

Bewegt man sich in Deutschland, versteht man sich als deutschnational und probiert es auch mal mit drogenfrei und deutsch dabei. Bewegt man sich auf internationalem Parkett, glorifiziert man die weiße Rasse über Staatsgrenzen."

Also um was sollte man sich mehr Sorgen machen, den Linksruck, den Rechtsruck oder lieber um beides?

Hoffen kann man nur, dass die Szene weiterhin klein bleibt und NS SE- und NS HC-Bands die Ausnahme im Hardcore bleiben.

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