09.06.2007

Warum Afrika so ist, wie es eben nunmal ist...

... und warum es nicht (hauptsächlich) unsere Schuld ist, dass so viele Afrikaner unter menschenunwürdigen Bedingungen leiden müssen.
Zum einem kann man erstmal ganz klar sagen, sind die korrupten politischen Führungen in Afrika für das Leid und die Situation der Menschen in ihrem Land verantwortlich, zum anderen schadet, wie schon davor erwähnt, unsere gutgemeinte Entwicklungshilfe mehr, als dass sie hilft. (Warum Afrika kein Geld braucht Teil 1 und Teil 2)

NZZ Online - Warum Schwarzafrika kaum vom Fleck kommt
" Die Zahl der Schwarzafrikaner, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, hat sich seit Beginn der achtziger Jahre fast verdoppelt, und zwar von 164 Millionen auf mehr als 300 Millionen. Im selben Zeitraum ging diese Zahl in Asien um mehr als 70 Prozent zurück. [...]

Statt in ihren eigenen Ländern zu investieren, schafft die politische Elite die veruntreuten Gelder ins Ausland. Selbst laut unverdächtigen Quellen wie der Uno-Wirtschaftskommission für Afrika ist die Kapitalflucht aus Schwarzafrika um einiges höher als die nach Afrika strömende Entwicklungshilfe."

Wie korrupt manche Länder sind, wird in dem Artikel an dem Beispiel Tschad deutlich:
"Für den Transport des Gemüses wird allerdings selbst innerhalb von Tschad eine Bewilligung benötigt, und am Ein- und Ausgang jeder Ortschaft steht eine «Zollstation» an der Strasse. Dort verlangen die Polizisten Schmiergelder, und zwar selbst dann, wenn alle Papiere in Ordnung sind."

Weitere Probleme sind die geringe Bildung, ein extrem konservatives, traditionsbewusstes Denken der Bauern und die Neidgesellschaft in Afrika. Wer beispielsweise Geld spart oder investiert, statt das Geld an Verwandte zu verteilen, gilt als "asozial".

Zwar sind die viele Militärdiktaturen aus Afrika verschwunden, aber die dortigen "Demokratien" sind auch nicht viel besser.
"Tatsächlich wählen die Afrikaner alle vier oder fünf Jahre quasi einen Diktator. Mechanismen zur Machtbeschränkung gibt es so gut wie nicht, und die Justiz ist nur selten unabhängig."

Jetzt fragt man sich natürlich, wie kommt es dazu, dass die afrikanische Führung und die Menschen nicht einsehen wollen, dass Fortschritt wichtig ist, das Freiheiten und das Recht auf Eigentum unverzichtbar sind.
Afrika unterscheidet sich, so im NZZ Online Bericht, geschichtlich von Europa. In Europa fanden viele zwischenstaatliche Kriege um wichtige Rohstoffe statt, was die Staaten dazu zwang "aufzurüsten", sich zu organisieren und seine Bevölkerung mobil gegen den Feind zu machen, indem es beispielsweise ein starkes Nationalbewusstsein hervorrief. In Afrika herrschen dagegen mehr innerstaatliche Kriege und weniger zwischenstaatliche Kriege, da es eben, so hart dies nun klingen mag, im Nachbarland auch nicht besser Böden zum Anbauen gibt.
"Die grosse Zahl der innerstaatlichen Konflikte in Afrika hat dagegen eine völlig gegenteilige Wirkung. Sie fragmentieren die Gesellschaft, statt sie zu vereinen. Sie untergraben das Vertrauen in den Staat und dessen Legitimität. Insgesamt schwächen sie den Staat.»"

"Europas Fürsten und Könige waren nicht wohlwollender als Afrikas heutige Politiker. Vielmehr waren sie dank dem zwischenstaatlichen Wettbewerb zum Fortschritt verdammt. Wer überholte Wirtschaftsmodelle verfolgte, ging unter."

Außerdem ist es einfach "einfacher" arm zu bleiben. Denn wer arm ist, kriegt viel Entwicklungshilfe von westlichen Ländern geschenkt.
"Dies [, der Anteil der Entwicklungshilfe von 10% am BIP] entspricht einem Vielfachen des Anteils, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Marshall-Plans nach Europa floss. So gesehen lohnt es sich für afrikanische Länder, arm zu bleiben und sich für die Entwicklungshelfer attraktiv zu machen, statt durch gute Regierungsführung ausländische Investoren anzuziehen [, deren Anteil nur bei 3% des BIP liegen würde]."

Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Straßenbau:
"So wird zum Beispiel praktisch keine Strasse ausserhalb von Südafrika oder Nigeria noch vom eigenen Staat finanziert. Längst ist der Strassenbau an die Entwicklungshelfer ausgelagert. Wenn das Ausland aber Strassen baut, hat der afrikanische Staat wenig Anreize, selber für den Strassenunterhalt aufzukommen. Man wartet viel lieber darauf, dass kaputte Verkehrswege einfach wieder von anderen Helfern repariert oder gar neu gebaut werden."
Fazit:
"Solange Hilfsgelder an jene Staaten fliessen, die Menschenrechte mit Füssen treten oder die sich mit Lippenbekenntnissen im Kampf gegen die Korruption begnügen, so lange wird sich in Afrika nicht viel ändern. Hier würde es meist genügen, wenn sich die Entwicklungshelfer strikt an ihre eigenen Vorgaben hielten und Übeltäter mit dem sofortigen Entzug der Hilfe bestraften.

Hilfreich wäre darüber hinaus die Erkenntnis, dass der Kampf gegen Armut und Elend primär Aufgabe der afrikanischen Regierungen ist. Wenn diese ihre knappen Mittel lieber für Luxuslimousinen, Privatjets und nutzlose Gipfeltreffen und Konferenzen ausgeben, dann verdienen sie unsere Hilfe schlichtweg nicht. Soll sich Afrika endlich vom Fleck bewegen, muss es nicht nur auf dem Schwarzen Kontinent zu einem radikalen Umdenken kommen, sondern auch in den westlichen Hauptstädten und vor allem in den Zentralen der Hilfswerke."


Besser könnte man es kaum formulieren.

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