01.08.2007

"Ein Schiff wird kommen..."

Ein Bericht von Henryk M. Broder bei AchGut.com über PR-Holocaust-Überlebende, menschliche Schutzschilde und die Situation in Sud-Kivu
"Wir haben lange nichts mehr von den “menschlichen Schutzschildern” gehört, die vor über vier Jahren von überallher in den Irak reisen, um mit ihren Körpern Saddam Hussein und sein Regime vor den Angriffen der Alliierten zu bewahren. Es war die übliche bunte Mischung aus Exzentrikern in Filzpantoffeln, die man auf jeder Friedensdemo antrifft: zahnlose Rentner mit dem Drang zum Höheren, Hausfrauen, die schon so manchen Rasta auf Jamaica gerettet haben, Arbeitslose, die sich nicht einmal Mallorca leisten können, und Veteranen, die zuletzt mit der Waffen-SS in Norwegen unterwegs waren. Nun, da es darauf ankäme, die Schiiten vor den Sunniten und die Sunniten vor den Schiiten zu beschützen, sitzen die “menschlichen Schutzschilder” lieber daheim in Castrop-Rauxel und studieren TUI-Prospekte für Wellness-Oasen in der Sächsischen Schweiz."

Aber dies ändert sich nun, den eine Gruppe 70 Aktivisten macht sich mit einem Schiff in Richtung Gazastreifen auf. Unter den Aktivisten befinden sich auch einige Holocaust-Überlebende.

"Aber Hedy ist schon 82 und “Gaza” klingt ja so ähnlich wie “Sabra”. Das einzige, worauf es ankommt, ist: Hedy ist eine Holocaust-Überlebende und verleiht der Gaza-Mission den Weihrauch des Koscheren. Früher war “Holocaust-Überlebender” ein Schicksal, heute ist es eine PR-Nummer."

Nun warum in den Gazastreifen und nicht in den Kongo oder nach Darfur?
"Verglichen mit der Situation im Kongo ist die Lage in Gaza das reine Paradies, vor allem seit die Hamas dort für Ruhe und Ordnung sorgt. Warum also reisen Hedy und ihre Freunde nach Gaza und nicht in den Kongo? Erstens, weil sie zwar abenteuerlustig aber nicht lebensmüde sind und zweitens, weil sich kein Schwein dafür interessieren würde, sollten sie plötzlich vor der westafrikanischen Küste aufkreuzen. Es würde auch kein Hahn nach ihnen krähen, wenn sie von den “Rebellen” zum Nachtisch verspeist würden. Deswegen dampfen sie lieber Richtung Gaza, mit Hedy, der Holocaust-Überlebenden als Glücksbringer an Bord, die auch diese Strapaze überleben wird."

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